Es ist einfach, sich über die Nachzählung im US-Bundesstaat Arizona lustig zu machen. Schon der Name der verantwortlichen Firma wirkt wenig seriös. «Cyber Ninjas» heisst sie, nach den grünen Zeichentrick-Kampfschildkröten.
Geschäftsführer Doug Logan hat zwar noch nie Wahlzettel untersucht, aber dafür macht er bei einem Verschwörungsfilm mit. Er spricht als anonyme Stimme im Trailer zum Film «Deep Rig» über den angeblichen Coup gegen Donald Trump. An der Premiere kam heraus, dass Logan der Sprecher ist.
Zwei Millionen Stimmen werden nachgezählt
Rund 70 US-Gerichte haben die Verschwörungstheorie einer gestohlenen Wahl inzwischen abgeschmettert. Keine Beweise fanden auch diverse Nachzählungen, die im November stattfanden, auch in Arizona. Das passte den Republikanern im dortigen Senat nicht, und so ordneten sie im stimmenreichen Maricopa County eine zweite Nachzählung an.
Es gehe bloss darum, das erschütterte Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Wahlen wieder zu festigen, sagt Karen Fann, die republikanische Senatsführerin. Doch in publizierten E-Mails betonte sie gleichzeitig, sie habe sich mit der Kampagne des ehemaligen Präsidenten abgesprochen.
Im April begann die Untersuchung von über zwei Millionen Wahlzetteln in einem Sportstadion in Phoenix, der Hauptstadt von Arizona, mit viel Geheimtuerei und Hokuspokus. So wurde das Briefpapier zum Beispiel mit UV-Licht durchleuchtet und die Wahlzettel auf Bambusspuren untersucht.
Gerücht des Wahlbetrugs verfestigt sich
Beobachtende Gruppen und selbst Republikaner sprachen von Chaos und Inkompetenz. Die Lügerei über einen Wahlbetrug müsse endlich aufhören, sagt Stephen Richer. Er leitet die mehrheitlich republikanische Wahlkommission, die für die Wahlen Maricopa County zuständig war.
Man könnte das alles als kurioses Lokaltheater abtun, würde sich nicht Ähnliches in anderen US-Bundesstaaten zutragen, wie etwa in Falcon County in Georgia. Auch in Pennsylvania, Michigan und New Hampshire wollen die Republikaner in Wahlbezirken nachzählen, wo sie verloren haben.
Damit können sie die Wahl von Präsident Joe Biden zwar nicht rückgängig machen, aber das Gerücht eines Wahlbetrugs weiterverbreiten. Verrückt sei das, sagt Wahlkommissionsleiter Richer auf dem Newssender CNN.
Vertreter anderer Bundesstaaten dabei
Delegationen aus 13 anderen Bundesstaaten seien auf einen Erkundungsbesuch nach Maricopa County gekommen, so Richer. Er habe ihnen gesagt, was sich in Arizona abspiele, eigne sich wirklich nicht zur Nachahmung und bedrohe die nächsten demokratischen Wahlen.