Im Grunde besteht das Freihandelsabkommen Nafta seit bald einem Vierteljahrhundert. Doch dann stellte es US-Präsident Donald Trump plötzlich in Frage. Vor allem, weil ihm die mexikanischen Exporte in die USA ein Dorn im Auge waren. Am Ende erwies sich aber die Einigung mit Mexiko als einfacher; sie erfolgte schon im August.
Mit Kanada hingegen wurde bis zum letzten Augenblick zunehmend hektisch und am Schluss gar rund um die Uhr verhandelt. Das dürfte auch damit zu tun haben, dass Trump selber dem liberalen kanadischen Premierminister Justin Trudeau und dessen Aussenministerin Chrystia Freeland feindselig gegenübersteht. Der US-Präsident drohte gar damit, allenfalls ein neues Freihandelsabkommen einzig mit Mexiko abzuschliessen, ohne Kanada. Ob er mit diesem Ansinnen freilich im US-Kongress durchgedrungen wäre, ist ungewiss. Denn auch etliche republikanische Abgeordnete verlangten den Einbezug Kanadas.
USA akzeptiert Schiedsgericht
Der nun gefundene Kompromiss besteht darin, dass Kanada beim Schutz seines Milchmarktes und bei den Exportquoten für Autos nachgegeben hat. Die Amerikaner dürfen künftig mehr Milchprodukte nach Kanada liefern. Und für die Zollfreiheit auf kanadische Autoexporte in die USA wurde eine Obergrenze festgelegt, die allerdings zurzeit noch gar nicht ausgeschöpft ist. Die grossen US-Autohersteller fertigen traditionell einen beträchtlichen Teil ihrer Fahrzeuge in Kanada.
Umgekehrt haben die USA eingewilligt, dass weiterhin ein unabhängiges, supranationales Schiedsgericht bei Streitigkeiten über die Einhaltung des Abkommens entscheidet. Das wollten die Amerikaner, die internationalen Gerichten stets misstrauisch gegenüberstehen, zunächst unbedingt verhindern.
Nafta heisst kürzlich USMCA
Nafta ist eines der weltweit wichtigsten Handelsabkommen. Ihm untersteht ein Handelsvolumen von mehr als einer Billion Dollar. Experten hatten für den Fall, dass das Abkommen aufgekündigt worden wäre, gravierende wirtschaftliche Schäden prophezeit für alle drei beteiligten Länder. Doch nun überlebt Nafta, es könnte aber einen anderen Namen bekommen, nämlich den Zungenbrecher USMCA, der für amerikanisch-mexikanisch-kanadisches Abkommen steht.
Kanadas Premierminister Trudeau spricht von einem guten Tag für Kanada. Mexikos Aussenminister Luis Videgaray meinte, für Mexiko und für ganz Nordamerika man habe eine gute Nacht hinter sich . Der kanadische Dollar und der mexikanische Peso legten nach der Bekanntgabe der Einigung zu.