Zum Inhalt springen

Niederländische Regionalwahlen Rechtspopulistisches «Forum» auf Anhieb stärkste Kraft

Das Regierungs-Bündnis hat seine Mehrheit verloren. Grosse Siegerin ist das rechtspopulistische «Forum für Demokratie».

Umfragen hatten es seit Wochen prophezeit; trotzdem ist das erfolgreiche Abschneiden der rechtspopulistischen Jungpartei «Forum für Demokratie» von Thierry Baudet überraschend. Der 36-jährige Amsterdamer, der seine Partei erst vor gut zwei Jahren gegründet hat, fällt gerne auf. Ob mit einem Nackt-Selfie oder durch falsche Behauptungen, spielt dem Senkrechtstarter dabei keine Rolle.

Nach dem blutigen Anschlag in Utrecht war er am Montag der einzige, der den Wahlkampf nicht unterbrach, sondern vielmehr die Immigrationspolitik der aktuellen rechten Koalition von Premier Mark Rutte geisselte. Wenn es keinen Kurswechsel gebe, werde es noch mehr solche Anschläge geben, behauptete Baudet vor seinen Anhängern. Dies, obwohl die Beweggründe des mutmasslichen Täters von Utrecht noch immer unklar sind.

Rechtspopulist Thierry Baudet
Legende: Thierry Baudet ist der Sieger der Regionalwahlen. Keystone

Mit diesen Aussagen, die ihm offensichtlich nicht geschadet haben, nahm er seinem rechtspopulistischen Widersacher Geert Wilders den Wind aus den Segeln. Wilders hat an den Wahlen viele Stimmen verloren, wie übrigens auch das Rechts-Bündnis des liberalen Premiers Mark Rutte.

Regionalwahlen: Rechtspopulisten und Grüne im Aufwind

Box aufklappen Box zuklappen
  • Die Regierung unter dem rechtsliberalen Premier Mark Rutte verlor nach ersten Prognosen ihre Mehrheit im Senat deutlich.
  • Das ergab die am Donnerstagmorgen veröffentlichte Hochrechnung auf der Basis von 93 Prozent der ausgezählten Stimmen.
  • Das rechtspopulistische «Forum für Demokratie» wird demnach auf Anhieb stärkste Kraft mit rund 16 Prozent. Bislang war das «Forum» weder im Senat noch in den Regionalparlamenten vertreten.
  • Das «Forum» wird wohl zwölf Sitze bekommen und damit ebenso viele wie die rechtsliberale VVD von Premier Rutte.
  • Die Anti-Islam-Partei für die Freiheit von Geert Wilders verlor dagegen fast die Hälfte ihrer Sitze und kommt noch auf fünf.
  • Starke Gewinne erzielte auch die grüne Partei GroenLinks, die mit neun Angeordneten in die Kammer einzieht und damit mehr als doppelt so viele Sitze hat wie zuvor.

Entscheidend für nationale Politik

Die Provinzwahlen vom Mittwoch sind wichtig, weil die Vertreter im kommenden Mai die Mitglieder des Senats in Den Haag wählen, der Gesetze blockieren kann. Der Verlust der aktuellen Regierung bedeutet, dass Premier Rutte in Zukunft mit mehreren anderen Parteien zusammenarbeiten muss, um ein Geschäft durchzubringen.

Das bringt ihn allerdings nicht aus der Ruhe. Er werde in Zukunft halt noch mehr telefonieren und noch mehr Kaffee trinken müssen, sagte der Ministerpräsident.

Meistgelesene Artikel