Das Wichtigste in Kürze
- Anfang dieser Woche waren erst 77 Prozent der Tickets für die Wettkämpfe an den Olympischen Winterspielen in Südkorea verkauft.
- Bei einer Strassenumfrage in der Hauptstadt Seoul zeigt sich, dass das Interesse an den Spielen eher gering ist.
- Stolz darauf, ihr Land der Welt präsentieren zu können, sind viele Südkoreanerinnen und Südkoreaner dennoch.
Menschenmassen strömen aus der U-Bahn-Station in Richtung der Hochhäuser im weltbekannten Quartier Gangnam in Südkoreas Hauptstadt Seoul. Vom Geist der Olympischen Winterspiele ist – trotz Minustemperaturen – wenig zu spüren.
Auf die Frage, ob kein Interesse an den Olympischen Spielen im eigenen Land bestehe, hört man überall ähnliche Antworten. «Nicht wirklich, ich mag Sommersportarten lieber», sagt ein junger Passant und schaut etwas verlegen.
Vielleicht im Fernsehen schauen
Zwei Frauen, beide in dicke Schals gehüllt, finden: «Tickets haben wir keine gekauft, aber vielleicht schauen wir uns die Spiele im Fernsehen an – am ehesten Eiskunstlauf, das interessiert uns.»
Und so lief der Ticketverkauf in den letzten Monaten schleppend. Erst vor ein paar Tagen gelobten die Organisatoren, man werde alles unternehmen, um die restlichen Tickets an den Mann oder die Frau zu bringen. Bis Anfang dieser Woche waren jedoch erst 77 Prozent aller Tickets für die Wettkämpfe verkauft.
Die Welt blickt nach Korea
Trotz des fehlenden Interesses sagen alle Befragten in Gangnam, man sei stolz darauf, dass die Spiele in Korea stattfänden. «Die ganze Welt sieht nun dank den Winterspielen, was für ein schönes Land Korea ist», sagt ein weiterer Passant.
Das ist der Spirit der Koreaner. Dazu gehört der Nationalstolz, die koreanische Identität. Wir wollen, dass die Spiele erfolgreich sind.
Selbst kaum Interesse an Wintersport – und trotzdem für die Spiele im eigenen Land? Für den koreanischen Tourismusexperten Kim Nam-jo ist das kein Widerspruch. «Das ist der Spirit der Koreaner.» Dazu gehöre der Nationalstolz und die koreanische Identität. «Wir wollen, dass die Spiele erfolgreich sind.»
Tickets für Helfer
Für die noch nicht verkauften Tickets haben die Veranstalter inzwischen eine Lösung gefunden: Die freien Plätze werden an Angestellte und freiwillige Helfer der Olympischen Spiele vergeben.