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Pflanzen in der Landwirtschaft EU will Gentechnik-Regeln lockern: Das steckt dahinter

Der Anbau von gentechnisch manipulierten Pflanzen soll unter bestimmten Bedingungen künftig erlaubt sein, so der Vorschlag der EU-Kommission. SRF-Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel mit den wichtigsten Antworten.

Katrin Zöfel

Wissenschaftsjournalistin

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Katrin Zöfel ist Wissenschaftsredaktorin bei SRF. Sie ist Biologin und versucht zu verstehen, wie die Wissenschaft helfen kann, Antworten auf gesellschaftlich wichtige Fragen zu finden.

Welche Arten gentechnisch veränderter Pflanzen dürften künftig angebaut werden?

Es geht um Pflanzen, in deren Erbgut man mit neuen genetischen Methoden eingegriffen hat. Da hat es einen echten technischen Sprung gegeben. Man kann sagen, mit den neuen Methoden gehen Züchter und Forscherinnen mit einer Pinzette oder Nagelschere ans Erbgut der Pflanzen ran, vorher waren das riesige, schwerfällige Zangen. Das hat zwei Dinge zur Folge: Erstens sind mit der Pinzette Sachen möglich, die mit der Zange nicht möglich waren, und zweitens sind die Eingriffe mit der Pinzette derart fein, dass sie sich im Ergebnis oft gar nicht mehr von dem unterscheiden, was auch natürlich zufällig oder mit konventioneller Züchtung entstehen könnte.

Lassen sich veränderte noch von konventionell gezüchteten Arten unterscheiden?

Das kommt darauf an, und hier unterscheidet der Entwurf der EU. Man kann mit den neuen Methoden so eingreifen, dass man die Pflanzensorte, die am Ende herauskommt, tatsächlich nicht mehr von einer normalen Züchtung unterscheiden kann. Hier soll die Regulierung weitgehend wegfallen. Man kann aber auch grössere Eingriffe machen, oder mit älteren Methoden kombinieren. Solche Sorten mit grösseren Eingriffen bleiben weiterhin stark reguliert.

Technisch ist nun mehr möglich. Was heisst das?

Mehr Hitzetoleranz oder bessere Düngereffizienz sind möglich. Also komplexe Eigenschaften, auch Krankheitsresistenzen oder mehr Nährstoffe im Essen. All das gezielt und relativ schnell eingebracht in Sorten von Weizen, Reis, Mais oder auch Äpfeln, die man schon kennt, und nur in diesen einzelnen Punkten ändern will.

Was versprechen sich Pflanzenforscher von den neuen EU-Regeln?

Die wichtigste Methode dieser neuen Gentechnik, die Genschere CRISPR, gibt es seit 2012, und Forscher haben sich von ihr von Anfang an relativ viel erhofft. Inzwischen ist auch klar, dass zumindest manches nicht nur hochfliegende Erwartungen sind – es gibt inzwischen etwa 130 Nutzpflanzensorten, die mit CRISPR editiert wurden, und nun neu Krankheitsresistenzen haben.

Nützen die neuen Regeln vor allem den grossen Gentech-Konzernen?

Im Gesetzentwurf wird deutlich, dass viele mitgeredet und ihre Interessen vertreten haben. Man sieht die Handschrift von Bauernvertretern, die in der EU sehr stark sind. Auch die Handschrift der Wissenschaft ist erkennbar, und in einzelnen Punkten auch von Umweltvertretern; zum Beispiel bleiben Pflanzen mit Herbizidresistenzen wie RoundupReady-Soja von den Lockerungen ausgenommen. 

Bleibt der Biolandbau von den neuen Regeln unberührt?

Es verändert sich auf jeden Fall das Umfeld, in dem Biolandbau stattfindet, und an Stellen, wo es um Fragen der Koexistenz geht. Oder auch bei der Frage, wie man als Biobäuerin oder Biobauer nachweist, dass man ohne Gentechnik arbeitet, bleibt der Gesetzentwurf auffallend vage.  

Welche Bedeutung hätten die Regeländerungen?

Das wäre, wenn es genau so kommt, eine klare Wende weg von der bisherigen Politik. Es lohnt sich wohl, ein Auge darauf zu haben, ob die Rahmenbedingungen nun so gesetzt werden, dass die neue Technik tatsächlich wie versprochen der Nachhaltigkeit dient, oder ob es nur beim Versprechen bleibt.

Echo der Zeit, 05.07.2023, 18:00 Uhr ; 

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