- Zum ersten Mal seit 2017 hat Nordkorea wieder mehrere Kurzstreckenraketen abgefeuert.
- Bis zu 200 Kilometer seien die Geschosse geflogen, hiess es aus Südkorea.
- Experten werten die Tests auch als Reaktion auf die bisher nicht aufgehobenen internationalen Sanktionen gegen Pjöngjang.
In der Nacht berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap in Eilmeldungen über Raketenstarts in Nordkorea. Das Nachbarland habe mehrere Kurzstreckenraketen abgefeuert.
Bis zu 200 Kilometer weit geflogen
Um 9.06 Uhr Ortszeit seien die Geschosse von der Ostküstenstadt Wonsan in östlicher Richtung gestartet, berichtet der südkoreanische Generalstab. Sie hätten dabei eine Strecke von 70 bis 200 Kilometer zurückgelegt.
Die Projektile wurden den südkoreanischen Angaben zufolge im Abstand von etwa 20 Minuten abgeschossen. Es seien keine ballistischen Raketen gewesen, zitierte die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap einen Militärvertreter. Tests mit ballistischen Raketen verschiedener Reichweiten sind Nordkorea ebenso verboten wie Atomwaffenversuche.
Washington «beobachtet die Lage weiter»
Gemeinsam mit US-Stellen würden nun Details der Vorfalls analysiert. Unklar war zunächst, um welchen Raketentyp es sich handelt. Zuletzt hatte Nordkorea im November 2017 eine interkontinentale ballistische Rakete abgefeuert.
«Wir sind uns der nordkoreanischen Aktionen heute Nacht bewusst», erklärte die Sprecherin des Weissen Hauses, Sarah Sanders, in der Nacht – und fügte hinzu, das Weisse Haus werde die Lage «weiter beobachten».
Sanktionen bestehen fort
Bereits im März drohte das nordkoreanische Regime die Wiederaufnahme von Atom- und Raketentests an – kurz nach dem Scheitern des zweiten Gipfels zwischen Machthaber Kim Jong-un und US-Präsident Donald Trump in Vietnam.
Beide Seiten konnten sich damals in der zentralen Frage der atomaren Abrüstung Nordkoreas nicht einigen. Pjöngjang verlangte die Aufhebung eines Grossteils der Sanktionen.
Experte: Frust in Nordkorea
«Es scheint offensichtlich, dass Nordkorea wütend ist über den scheinbaren Mangel an Flexibilität in der Position der Trump-Administration zum Abbau von Sanktionen», sagte Harry Kazianis vom Institut Center for the National Interest.
Die bilateralen Verhandlungen über ein Ende des nordkoreanischen Atomprogramms hatten im Juni 2018 mit einem historischen Gipfeltreffen von Kim und Trump in Singapur begonnen, greifbare Ergebnisse brachten sie aber nicht. Das kommunistische Nordkorea bleibt wegen seines Atom- und Raketenprogramms international mit Sanktionen belegt.
«Taktische Lenkwaffe»
Seit dem gescheiterten Gipfeltreffen zwischen Kim Jong-un und Donald Trump im Februar in Vietnam nahm die Unsicherheit ob der Lage auf der koreanischen Halbinsel wieder zu. Mehrfach gab es Berichte über neue Aktivitäten auf nordkoreanischen Testanlagen.
Erst Mitte April vermeldeten nordkoreanische Staatsmedien den Test einer neuen «taktischen Lenkwaffe». Die Aktion wurde ebenfalls als Versuch gewertet, Druck auf die USA auszuüben nach den jüngst gescheiterten Verhandlungen.