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Proteste in Portugal «Gelbwesten»-Protest à la portugaise

Wie die Franzosen proben die Portugiesen den Aufstand in Gelb. Auch sie sind mit ihrer ökonomischen Lage unzufrieden.

Die «Coletes Amarelos» in Portugal fordern höhere Löhnne, bessere Sozialleistungen, billigeres Benzin oder höhere Renten – ähnliche Forderungen also wie die französischen «Gelbwesten». «Manchmal tönen die Forderungen wie eine Kopie der Bewegung in Frankreich», sagt dazu der Journalist Tilo Wagner in Lissabon.

«Gelbwesten»-Proteste im ganzen Land

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Bislang verläuft der Aktionstag der «Coletes Amarelos» friedlich, es wurden erst einige Strassen in und um Lissabon und Porto blockiert. Andernorts sind Sympathisanten in ihren Autos besonders langsam gefahren, um den Verkehr so aufzuhalten. Allerdings soll der Protest den ganzen Tag über laufen, deshalb könnten die Störungen noch zunehmen. Die sozialistische Regierung hat 20'000 Einsatzkräfte mobilisiert, um die Demonstranten im Zaum zu halten.

Heterogenes Feld Unzufriedener

Laut Wagner handelt es sich bei den «‹Coletes Amarelos› vor allem um Portugiesinnen und Portugiesen, die sich bislang politisch wenig engagiert haben. «Die meisten von ihnen kommen aus dem Kreis der Nichtwähler.» In den sozialen Medien habe es von den Unzufriedenen oft geheissen, man wehre sich gegen korrupte Politiker, die in die eigene Tasche wirtschafteten.

«Seit Jahren gibt es in Portugal eine verbreitete Unzufriedenheit», konstatiert der in Lissabon lebende Journalist. So stagniert das Land seit der Jahrtausendwende wirtschaftlich. Die Löhne sind kaum gestiegen, die Leistungen des Staates liegen entsprechend unter dem Niveau anderer westeuropäischer Staaten. Dies komme nun in den «Gelbwesten»-Protesten zum Ausdruck. In der Tat beträgt der Mindestlohn in Portugal bloss rund 600 Euro.

Lehrer streiken ebenfalls

Auch Lehrer, Krankenschwestern oder Juristen gehen seit Wochen immer wieder auf die Strasse, um ihrer ökonomischen Unzufriedenheit Ausdruck zu verleihen. Das alles könnte für die sozialistische Regierung langsam aber sicher zu einem Problem werden. «Das hat sich die Regierung aber teilweise selber zuzuschreiben», sagt Wagner. So hätten die Sozialisten vor drei Jahren mit dem Wahlversprechen gewonnen, der Sparpolitik ein Ende bereiten zu wollen.

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