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Protestierende und Politik Wie Macron doch noch von den «Gilets Jaunes» profitieren kann

Die «Gilets Jaunes» wollen ins Europaparlament – die Nachricht ist mit Vorsicht zu geniessen. Korrekter wäre wohl: Einige bekannte Gesichter der Bewegung wollen dies. Aber nicht unter dem gelben Gütesiegel, dieses verträgt sich schlecht mit der institutionellen Politik.

Es ist nicht der erste Versuch, eine gelbe Liste für die Europawahl zu präsentieren. Den ersten Anlauf hat Mitte Dezember der Sänger Francis Lalanne gemacht und kurz darauf wieder abgebrochen.

Auftritt in TV-Diskussionssendungen

Ob Ingrid Levavasseur mit dem zweiten Versuch weiterkommt, ist fraglich. Immerhin: Sie ist eines der bekannten Gesichter der Bewegung. Die 31-jährige Krankenpflegerin aus der Normandie ist als Vertreterin der Bewegung in zahlreichen Fernsehdiskussionen aufgetreten.

Sie versteht es, die Anliegen der «Gilets Jaunes» einfach und verständlich zu erklären. So gut, dass ihr der Privatsender BFM TV sogar eine Kolumne angeboten hatte. Ein Angebot, das Ingrid Levavasseur nach Bedrohungen durch andere «Gilets Jaunes» ausgeschlagen hat.

Sie kennt also den harten Umgang zwischen verschiedenen Exponenten und Richtungen innerhalb der Bewegung aus eigener Erfahrung.

Als Verräterin beschimpft

Sie wird darum auch nicht erstaunt sein, dass andere bekannte Exponenten der «Gilets Jaunes» sie auf sozialen Medien nun als gekaufte Opportunistin und Verräterin beschimpfen.

Ingrid Levavasseur tritt auch nicht als «Gilets Jaunes» an – sondern unter dem Etikett RCI; als Bürgerinitiative, welche die Wut der Bürger in ein politisches Programm umsetzen will. Sie kritisiert die Europäische Union als Projekt zur wirtschaftlichen Liberalisierung. Sehr viel konkreter ist das politische Projekt der Liste bisher nicht.

Es fehlen vorderhand ein politisches Programm und 69 Namen für eine vollständige Wahlliste.

Gute Umfragewerte

So unfertig die Liste ist, schon jetzt geben ihr Meinungsumfragen einen Stimmenanteil von 13 Prozent. Das wäre der 3. Platz nach Präsident Macrons Bewegung «La République en Marche» und dem Rassemblement Nationale von Marine Le Pen.

Le Pens Partei würde nach dieser Umfrage auch am meisten verlieren, wenn sich die «Gilets Jaunes» mit einer eigenen Liste an den Europawahlen beteiligen. Denn diese könnte nicht nur viele Stimmberechtigte aus der Wahlabstinenz motivieren – sondern unzufriedene Wähler anlocken, gelb zu stimmen. Bisher sind die ein beträchtlicher Teil der klassischen Le Pen-Wählerschaft.

Der grösste Profiteuer einer gelben Liste wäre damit, ausgerechnet, Präsident Emmanuel Macron, das Feindbild der gelben Bewegung.

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