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Putsch in Simbabwe Mugabe verhandelt mit Militärführung

Nach dem Putsch herrscht Ruhe. Die Opposition fordert Neuwahlen. Doch die Drahtzieher des Putsches schweigen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der unter Hausarrest gestellte Präsident Robert Mugabe verhandelte mit der Militärführung.
  • Offenbar soll ein gesichtswahrender Abgang für ihn ausgehandelt werden.
  • Während im Land die Atmosphäre vielerorts entspannt ist, soll sie hingegen in einigen Armenvierteln beunruhigend sein.

Simbabwes langjähriger Oppositionsführer Morgan Tsvangirai verurteilte den Putsch der Generäle nicht, forderte aber die rasche Bildung einer Übergangsregierung und «freie, faire und glaubwürdige Wahlen».

Ziel müsse «eine komplette Rückkehr zur Legitimität» sein, sagte Tsvangirai, der in einer Übergangsregierung ab 2009 zeitweise Mugabes Stellvertreter war. Auch die 2014 entlassene Vizepräsidentin Joice Mujuru plädierte für eine «Übergangslösung» bis zu Wahlen.

SRF-Korrespondentin Cristina Karrer sieht die Forderungen mit einer gewissen Skepsis. «Egal ob Opposition oder Ex-Vizepräsident, es sind noch immer dieselben alten Männer. Und es stellt sich doch die Frage, wo bleibt das Volk?» Denn 50 Prozent der Simbabwer seien unter 15 Jahre alt und bisher ohne Vertretung in der Politik.

Mugabe weiter unter Hausarrest

In Harare waren am Donnerstag weiterhin Militärfahrzeuge und Soldaten in der Nähe von Regierungsgebäuden stationiert. Die Atmosphäre war aber vielerorts entspannt, in der Innenstadt gingen die Menschen ihren Geschäften nach, wie eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur berichtete.

In einigen Armenvierteln war die Lage angespannter; viele Bewohner schienen angesichts der unklaren Zukunft des Landes beunruhigt.

Die Streitkräfte hatten in der Nacht zum Mittwoch die Macht in dem Land im südlichen Afrika an sich gerissen. Sie beteuerten aber, es handele sich nur um eine zeitweise Machtübernahme. Mugabe wurde in seiner Residenz in Harares Stadtviertel Borrowdale unter Hausarrest gestellt. Für die Verhandlungen mit der Militärführung im Präsidialamt wurde ihm offensichtlich erlaubt, die Residenz zu verlassen.

Militär will Grace Mugabe verhindern

Die politische Krise in Simbabwe um die Nachfolge des seit 1980 regierenden Mugabe hatte sich schon seit vergangener Woche zugespitzt. Der Präsident hatte seinen langjährigen Stellvertreter und möglichen Nachfolger, Emmerson Mnangagwa, entlassen.

Das Militär stand bislang immer hinter Mugabe, doch es war auch Mnangagwa verbunden. Beobachter mutmassen, dass die Streitkräfte Mnangagwa den Weg zur Macht ebnen wollen. Ihn und Militärchef Chiwenga eint die Ablehnung der unbeliebten First Lady Grace Mugabe, die ihrem Mann im höchsten Staatsamt nachzufolgen hofft.

Wirtschaftskrise und Hyperinflation

Simbabwe mit seinen etwa 15 Millionen Einwohnern gehört einem UNO-Index zufolge zu den ärmsten Staaten der Welt. Mugabe hat die frühere Kornkammer des südlichen Afrikas heruntergewirtschaftet.

Das Land hat sich bislang noch nicht von einer schweren Wirtschaftskrise erholt, in Folge derer es 2008 zu einer galoppierenden Hyperinflation und zum Zerfall der Landeswährung gekommen war.

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