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Referendum in Katalonien Nationalpolizei verletzt mindestens 38 Menschen

Spanische Polizei geht mit Gewalt gegen Menschen vor Abstimmungslokalen vor. Bis jetzt drei Schwerverletzte.

Das Wichtigste in Kürze

  • Nachdem sich die katalanische Polizei auf Kontrollgänge beschränkte, greift nun kurz vor 9 Uhr die Nationalpolizei bei einigen Abstimmungslokalen ein. Sie beschlagnahmt Urnen und Stimmzettel.
  • Die Polizisten drängen Wähler zurück und setzen teilweise sogar Gummigeschosse ein, wie Medien berichten. Rettungskräfte sprechen von mindestens 38 Verletzten. Davon drei Schwerverletzte.
  • Die spanische Regierung will die Abstimmung verhindern. Polizisten haben bereits am Samstag die Software für die geplante Abstimmung zerstört und Wahlmaterial beschlagnahmt.
  • Der Chef der katalanischen Regionalregierung, Carles Puigdemont, verurteilt schwer die Brutalität, mit welche die Nationalpolizei vorgeht. Er selber wurde gehindert abzustimmen, als die Polizei ins Abstimmungslokal einbrach.

Mit einem umstrittenen Referendum über die Loslösung von Spanien fordert die Region Katalonien die Zentralregierung in Madrid heraus. Die von der Regionalregierung ausgerufene und vom Verfassungsgericht verbotene Abstimmung werde trotz der Gegenmassnahmen der Staatsbehörden stattfinden, beteuerte gestern Abend der katalanische Regierungssprecher Jordi Turull.

Mehr als 5,3 Millionen Menschen sind aufgerufen, ab 9 Uhr in einem der 2315 Wahllokale ihre Stimme abzugeben. Am frühen Morgen bildeten sich vor den Wahllokalen in Barcelona lange Schlangen. Tausende haben sich vor den Gebäuden versammelt, um ein Eingreifen der Polizei zu verhindern.

Die auf Schiffen im Hafen von Barcelona untergebrachten Angehörigen der Polizeieinheit Guardia Civil brachen am Morgen in grösseren Fahrzeugkolonnen auf. Die Generalstaatsanwaltschaft hat sie angewiesen, die Wahllokale abzusperren und die Stimmabgabe der Bevölkerung zu verhindern.

Blumen und Applaus für die katalanischen Polizisten

Vor den Abstimmungslokalen in Barcelona haben sich im Morgengrauen lange Schlangen gebildet. Bereits um 7 Uhr war die katalanische Polizei vor Ort und kontrollierte die Lokale, ohne dabei aber Material zu beschlagnahmen. Sie beschränkten sich darauf, die anwesenden Leute zu zählen und Sicherheitskontrollen durchzuführen. Dafür ernteten sie von den Besetzern teilweise sogar Applaus.

Abstimmungszettel zuhause ausdrucken

Gemäss Lokalmedien rief die katalanische Regierung dazu auf, wo auch immer möglich abstimmen zu gehen. Demanch können die Befürworter auch Abstimmungslokale benutzen, die ihnen ursprünglich nicht zugeordnet worden waren. Zudem könne man den Abstimmungszettel auch zuhause selber ausdrucken.

Schulen statt Abstimmungslokale

Die Guardia Civil hatte am Samstag das Stimmenauszählungssystem der Region ausser Betrieb gesetzt. Die illegale Abstimmung sei somit endgültig «annulliert» worden, sagte ein Sprecher der Zentralregierung in Madrid. Doch Turull entgegnete: «Alle können beruhigt sein. Morgen wird abgestimmt, und es wird ausgezählt und nochmals ausgezählt».

Ministerpräsident Mariano Rajoy beteuerte mehrfach, das Referendum werde nicht stattfinden. In ganz Katalonien besetzten deshalb Politiker, Lehrer und Eltern zum Teil mit ihren Kindern Schulen und weitere öffentliche Gebäude, die als alternative Wahllokale dienen sollen.

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