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Regierung handelt Jetzt kämpft die Armee gegen Waldbrände in Sibirien

Waldbrände gibt es in Sibirien jeden Sommer. Doch dieses Jahr ist es besonders schlimm. Es brennt an hunderten verschiedenen Orten, sibirische Grossstädte sind in Rauch gehüllt. Die Behörden haben lange kaum etwas unternommen. Erst jetzt schickt die Regierung die Armee in den Kampf gegen das Feuer.

«Atmen fällt schwer, die Lunge tut mir weh», sagt eine Frau im sibirischen Burjatien einem Internet-Fernsehsender. Aber nicht nur das: «Wir sehen die Sonne kaum mehr, so dicht steht der Rauch über unserer Stadt.»

Unzählige solcher Hilferufe hat es in den letzten Tagen gegeben. Die weisse Atemmaske ist in Russlands Osten zum Symbol dieses Sommers geworden.

Dass die Taiga, die endlosen Wälder Sibiriens, in der warmen Jahreszeit brennt, ist normal. Doch dieses Jahr wüten die Feuer schlimmer als in anderen Jahren. Zudem trägt der Wind den Rauch in bewohnte Gebiete. Grauer Smog hat die Grossstädte Novosibirsk und Krasnojarsk eingehüllt. Die Rauchwolke ist tausende Kilometer lang und hat bereits die benachbarte Mongolei erreicht.

Riesige Flächen betroffen

Wie viel Wald in Sibirien genau brennt, ist umstritten. Offizielle Quellen sprechen von gegen 3 Millionen Hektar; die Umweltschutzorganisation Greenpeace geht von mehr als 3,5 Millionen Hektar aus. Das wäre eine Fläche, fast so gross wie die Schweiz.

Sicher ist, dass ein grösseres Gebiet betroffen ist als in den Vorjahren. Das Wetter war besonders trocken und heiss gewesen. Fest steht auch, dass die Behörden lange untätig blieben. Die Zentralregierung in Moskau hat den Regionen erlaubt, nur diejenigen Brände zu löschen, die unmittelbar bewohntes Gebiet bedrohen. Alle anderen Brände sollen wüten, bis der Regen kommt. Das ist vor allem eine Sparmassnahme, denn Sibirien ist riesig. Ein Feuer zu löschen, das hunderte Kilometer von der nächsten Stadt entfernt wütet, kostet viel Geld.

Das Sparen bei der Brandbekämpfung könnte nun aber teuer werden. Experten sagen, es wäre besser gewesen, manche Feuer gleich zu löschen: inzwischen seien die Brände so gross, dass man sie kaum mehr kontrollieren könne.

Hilfe von der Armee

Immerhin hat der Kreml inzwischen reagiert: Präsident Wladimir Putin hat die Armee angewiesen, den überforderten Feuerwehrleuten in Sibirien zu Hilfe zu eilen. Mehrere Löschflugzeuge werden in die Region verlegt, wie ein ranghoher Offizier heute erklärte.

Zudem soll Silberjodid in die Atmosphäre gesprüht werden: diese chemische Verbindung hat die Eigenschaft, dass sie unter bestimmten Bedingungen Niederschläge auslöst. Dieser künstlich ausgelöste Regen wird aber nur einen kleinen Teil der Feuer löschen können. Es ist damit zu rechnen, dass es noch lange brennt in Sibirien.

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