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Ringen um Staatshilfe Lufthansa-Chef: «Krise ist niederschmetternd»

  • 2019 war für die Lufthansa noch ein Rekordjahr mit dem höchsten Umsatz der Unternehmensgeschichte, wie der Vorstandsvorsitzende Carsten Spohr an der Hauptversammlung sagte.
  • Der Transport von Passagieren ist nun zu 99 Prozent eingebrochen. Die Krise sei «bitter, niederschmetternd. Das tut weh», so Carsten Spohr.
  • Es würden intensive Gespräche mit der Bundesregierung über staatliche Unterstützung laufen. Eine Staatsbeteiligung sei jedoch keine Option, so Carsten Spohr. Dies sei auch die Meinung der Bundesregierung.

Die Lufthansa hat ihren Passagierbetrieb auf ein Minimum reduziert und fliegt nur noch knapp ein Prozent der Passagiere. Die tägliche Zahl sank von durchschnittlich 350'000 pro Tag auf noch rund 3000. Von insgesamt 760 Flugzeugen seien momentan 700 am Boden.

Trotz massiver Kurzarbeit laufen viele Fixkosten weiter, sodass das Unternehmen nach den Worten von Vorstandschef Carsten Spohr stündlich eine Million Euro verliert.

Lufthansa Hauptversammlung
Legende: Die Hauptversammlung der Lufthansa fand ausschliesslich im Internet statt. Die Entscheidungsträger des Konzerns befanden sich jedoch in einem Raum. lufthansagroup.com

Man versuche, die laufenden Kosten minimal zu halten. So zahle die Lufthansa dieses Jahr auch keine Dividende aus. Dies sei angesichts der Situation «alternativlos» gewesen, hiess es an der Hauptversammlung.

Die Lufthansa brauche jetzt staatliche Unterstützung. «Aber wir brauchen keine staatliche Geschäftsführung», sagte Spohr und fügte hinzu: «Auch in der Bundesregierung in Berlin möchte niemand eine staatlich gelenkte Lufthansa.»

Verhandlungen über Staatshilfen noch im Gang

Die Verhandlungen über die präzise Ausgestaltung der Staatshilfen zwischen verzinsten stillen Einlagen und direkter Beteiligung waren am Dienstag noch nicht abgeschlossen. Fondsgesellschaften wie die Deka und die genossenschaftliche Union Investment stützten vor der Versammlung den Kurs von Konzernchef Spohr gegen eine zu starke staatliche Lenkung.

An der Hauptversammlung könne man auf laufende, vertrauliche Verhandlungen über die Staatshilfe Deutschlands nicht eingehen, erklärte Spohr weiter.

Bisher ist einzig Schweizer Staatshilfe spruchreif

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Mit Swiss, Austrian und Brussels Airlines hat Lufthansa gleich drei ehemalige Staatsgesellschaften von Nachbarstaaten im Portfolio. Einzig die Schweiz hat bislang eine zum grössten Teil vom Staat besicherte Kreditlinie über umgerechnet 1.4 Milliarden Euro zugesagt. Diese wurden vom Parlament abgesegnet. Österreich und Belgien pochen für ihre Hilfen noch auf Standortgarantien.

Die Lufthansa kündigte zudem an der Hauptversammlung an, ab Juni den Flugbetrieb wieder langsam hochzufahren. Ab dann gebe es eine erste Phase der Erweiterung, mit einem spürbaren Ausbau der Flugverbindungen. Der Ausbau werde aber sehr langsam vorgenommen. Erst im Jahr 2023 sei ein «neues Gleichgewicht» in der Flugbranche zu erwarten.

SRF4 News, 05.05.2020, 11:00 Uhr ; 

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