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Säbelrasseln in Kaschmir Indische Bomben auf pakistanisch kontrolliertes Gebiet?

  • Das pakistanische Militär wirft der indischen Luftwaffe eine Verletzung seines Luftraumes in Form einer «schweren Aggression» vor.
  • Nach «effektiver» Reaktion pakistanischer Kampfflieger hätten die Inder hastig ihre «Nutzlast» abgeworfen, ohne Schäden anzurichten, heisst es aus Islamabad.
  • Das indische Aussenministerium dagegen meldet einen «nicht-militärischen» Präventivschlag gegen Terroristen im von Pakistan kontrollierten Teil Kaschmirs.

Die indische Luftwaffe habe in den frühen Morgenstunden das grösste Trainings-Camp der Terrorgruppe Jaish-e-Mohammed angegriffen. Dies verlautete am Vormittag aus dem Aussenministerium in Neu Dehli. Dabei sei eine «sehr grosse Zahl» dschihadistischer Kämpfer und Kommandanten getötet worden.

Die Operation dürfte Indiens Reaktion auf einen Anschlag vor rund zwei Wochen in dem von ihm kontrollierten Teil Kaschmirs sein. Damals waren mehr als 40 Angehörige einer paramilitärischen Polizeitruppe getötet worden. Die aus Pakistan stammende Terrorgruppe Jaish-e-Mohammed reklamierte den Anschlag für sich. Indien machte Pakistan für den schwersten Angriff auf indische Sicherheitskräfte in Kaschmir seit Beginn des Aufstandes von Separatisten und Islamisten vor 30 Jahren verantwortlich.

Pakistanische Version tönt ganz anders

Der pakistanische Armeesprecher Asif Ghafoor hingegen meldete heute lediglich eine erfolgreich abgewehrte Luftraumverletzung durch indische Jets. Auf Twitter schrieb er, die «rechtzeitige und effektive» Reaktion pakistanischer Kampfflieger hätte dazu geführt, dass es keine Schäden gegeben habe. Die «Nutzlast» hätte über unbesiedeltem Gebiet abgeworfen werden müssen. Pakistans MinisterpräsidentImran Khan hat eine Dringlichkeitssitzung einberufen.

Bei den derart gegensätzlichen Darstellungen handle es sich um eine längst bekannte Informations-Strategie der beiden Länder, sagt SRF-Korrespondent Thomas Gutersohn. Pakistan stelle den neusten Vorfall als Erfolg für die eigene Luftwaffe dar, während Indien sich eines erfolgreichen Schlags gegen Terroristen rühme.

Wenn es um Grenzstreitigkeiten geht, führen die beiden Länder diesen Informationskrieg eigentlich immer.
Autor: Thomas Gutersohn SRF-Korrespondent Südasien

Was der Angriff für Folgen habe, hänge nun entscheidend davon ab, ob Pakistan diesen weiterhin in erster Linie als erfolgreiche Abwehr lese, oder als Aggression, die vergolten werden müsse. In einer ersten Reaktion sagte der pakistanische Aussenminister Mehsood Qureshi, sein Land behalte sich «das Recht auf Selbstverteidigung und eine angemessene Reaktion vor».

Konfliktherd Kaschmir

Seit der Unabhängigkeit des früheren Britisch-Indien und seiner Trennung in Indien und Pakistan im Jahr 1947 beanspruchen beide heutigen Atommächte Kaschmir für sich. Beide Seiten kontrollieren jeweils einen Teil des Gebiets, um das sie bisher zwei Kriege führten. Im indischen Teil kämpfen zudem muslimische Extremisten um die Unabhängigkeit der Region oder den Anschluss an Pakistan.

Die Trennung in Indien und Pakistan 1947 hatte einen Massen-Exodus kaum gekannten Ausmasses zur Folge. Insgesamt bis zu 15 Millionen Menschen mussten ihre Heimat verlassen. Hindus und Shiks verliessen Pakistan, Muslmime migrierten aus Indien. Gleichzeitig starben bei Massakern und interreligiösem Terror Hunderttausende.

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