In einem Container im britischen Grays in der Nähe von London sind 39 Leichen entdeckt worden.
Der Fahrer, ein 25-jähriger Nordire, ist festgenommen worden.
Laut dem bulgarischen Aussenminister ist der Lastwagen in Bulgarien registriert.
Der Lastwagen habe Bulgarien aber 2017 verlassen und sei seitdem nie mehr im Land gewesen.
39 Personen konnten nach Polizeiangaben nur noch tot aufgefunden werden. Dabei soll es sich um 38 Erwachsene und eine jugendliche Person handeln. Laut SkyNews holte der 25 Jahre alte Fahrer den Container mit seinem Zugfahrzeug in Belgien ab. Er wurde unter Mordverdacht festgenommen. Das Fahrzeug soll bereits am vergangenen Samstag die Grenze nach Grossbritannien passiert haben.
Mittlerweile hat das bulgarische Aussenministerium die Identität des Lastwagens geklärt. «Der Scania-Lkw wurde in der Stadt Varna unter der Adresse einer Firma, die einem irischen Staatsbürger gehört, registriert.»
Einschätzung von SRF-Korrespondetin Henriette Engbersen
Box aufklappenBox zuklappen
Der Tatort, welcher weiträumig abgesperrt wurde, liegt mitten im Industriegebiet, eine Stunde ausserhalb von London. Der schreckliche Fund erinnert in Grossbritannien an einen Vorfall im Jahr 2000. In der Nähe von Dover wurden damals 58 tote Chinesen in einem Lastwagen gefunden. Die Innenministerin Priti Patel erklärte, dass intensiv ermitteltv werde. Involviert sei auch die National Crime Agency (NCA), welche untersuchen will, ob organisierte Kriminalität, also Menschenhandel, die Ursache für diese Tragödie ist.
Denn Menschenhandel und moderne Sklaverei sind in Grossbritannien ein grosses Problem . Die Zahl der Opfer hat 2018 mit 5000 mutmasslichen Opfern einen neuen Höchststand erreicht. Das sei laut NCA ein Anstieg um ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr.
Auch wenn noch nicht definitiv geklärt ist, ob es sich bei dem jetzigen grausigen Fund um organisierte Kriminalität und Menschenschmuggel handelt, vieles deutet darauf hin und es wirft ein Schlaglicht auf diese grosse Problematik.
Der örtliche Polizeichef erklärte, man sei nun daran, die Toten zu identifizieren. Dies dürfte jedoch ein längerer Prozess sein. Gleichzeitig versuche man herauszufinden, was genau passiert sei. Ob es sich um ins Land geschleuste Migranten handelt, blieb zunächst offen. Doch deuten viele Umstände darauf hin.
Schlepperkriminalität in Europa
Box aufklappenBox zuklappen
Der Fund in England erinnert an Fälle von Schlepperkriminalität mit dem Ziel Europa. Im Februar 2017 waren 69 Migranten in Libyen vier Tage lang in einem Container eingepfercht. 13 von ihnen kamen ums Leben, unter ihnen ein 13 Jahre altes Mädchen und ein 14-jähriger Junge.
Für internationales Aufsehen sorgte eine Entdeckung im August 2015 in Österreich. 71 tote Flüchtlinge, darunter vier Kinder, wurden in einem Kühllaster aus Ungarn 50 Kilometer südlich von Wien gefunden.
Jedes Jahr werden Tausende von Migranten illegal nach Großbritannien gebracht, vor allem in Lastwagen oder mit Schiffen und Booten. Vor 19 Jahren fand die Polizei 58 tote Chinesen in einem Lastwagen-Container im englischen Hafen von Dover am Ärmelkanal.
Nach Angaben der Rettungskräfte wurden die Leichen im Industriegebiet Waterglade in Grays gefunden, das etwa 30 Kilometer vom Zentrum Londons entfernt nahe der Themse liegt.
Die Sanitäter hatten die Polizei gegen in der Nacht zum Mittwoch informiert. Sie konnten aber niemandem mehr im Container helfen. Wer die Rettungskräfte alarmiert hatte, war zunächst nicht bekannt. Die britische Innenministerin Priti Patel sagte im Parlament, es sei noch nicht klar, ob es sich bei den Opfern um Bulgaren handelt.
Ungewöhnliche Route
Das Fahrzeug hatte bereits am vergangenen Samstag die Grenze nach Grossbritannien passiert – möglicherweise per Fähre von Frankreich nach Irland und dann weiter nach Holyhead in Wales.
Frachtexperten bezeichneten das zwar als ungewöhnliche Route, falls das Fahrzeug tatsächlich aus Bulgarien stammen sollte. Doch seien die Kontrollen bei diesem Umweg nicht so streng wie bei der kurzen Strecke zwischen dem französischen Calais und dem englischen Dover im Ärmelkanal.
Immer mehr illegale Überquerungen
Box aufklappenBox zuklappen
Die Zahl der Migranten, die versuchen, in Schiffen oder kleinen Booten über den Ärmelkanal nach Großbritannien zu gelangen, ist sprunghaft angestiegen. Im Jahr 2018 haben dem Innenministerium zufolge 539 Menschen probiert, die Meeresenge illegal zu überqueren. Von November bis Sommer dieses Jahres waren es schon mehr als 1000. Ein Mann hatte sogar versucht, den Ärmelkanal mit Taucherflossen zu durchschwimmen.
Die Meeresenge ist einer der weltweit befahrensten Seewege und daher besonders gefährlich. Angeblich werden viele Migranten von Schleppern unter Druck gesetzt, die Überfahrt noch vor dem Brexit zu machen. Danach, so die Ansage, würden die Kontrollen weiter verschärft. Aber auch das milde Wetter gilt als Grund für die Häufung der Fälle.
Die britische Innenministerin Priti Patel erklärte derweil, sie sei schockiert und traurig, nachdem sie davon gehört habe.
Auch Premierminister Boris Johnson sprach den Angehörigen sein Beileid aus. «Ich bin geschockt und traurig über diesen äusserst tragischen Vorfall in Grays.»
Keine Kommentare möglich
Box aufklappenBox zuklappen
Aus Respekt vor den Angehörigen haben wir die Kommentarfunktion bei diesem Artikel deaktiviert. Wir danken Ihnen für Ihr Verständnis.
Die maximale Anzahl an Codes für die angegebene Nummer ist erreicht. Es können keine weiteren Codes erstellt werden.
Mobilnummer ändern
An diese Nummer senden wir Ihnen einen Aktivierungscode.
Diese Mobilnummer wird bereits verwendet
E-Mail bestätigen
Wir haben Ihnen ein E-Mail an die Adresse {* emailAddressData *} gesendet. Prüfen Sie bitte Ihr E-Mail-Postfach und bestätigen Sie Ihren Account über den erhaltenen Aktivierungslink.
Keine Nachricht erhalten?
Wenn Sie nach 10 Minuten kein E-Mail erhalten haben, prüfen Sie bitte Ihren SPAM-Ordner und die Angabe Ihrer E-Mail-Adresse.
Wir haben Ihnen ein E-Mail an die Adresse {* emailAddressData *} gesendet. Prüfen Sie bitte Ihr E-Mail-Postfach und bestätigen Sie Ihren Account über den erhaltenen Aktivierungslink.
Keine Nachricht erhalten?
Wenn Sie nach 10 Minuten kein E-Mail erhalten haben, prüfen Sie bitte Ihren SPAM-Ordner und die Angabe Ihrer E-Mail-Adresse.
Sie können sich nun im Artikel mit Ihrem neuen Passwort anmelden.
Ein neues Passwort erstellen
Wir haben den Code zum Passwort neusetzen nicht erkannt. Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse erneut ein, damit wir Ihnen einen neuen Link zuschicken können.
Ihr Account wurde deaktiviert und kann nicht weiter verwendet werden.
Wenn Sie sich erneut für die Kommentarfunktion registrieren möchten, melden Sie sich bitte beim Kundendienst von SRF.