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Schweizer Forschung Schweiz und Australien spannen in der Antarktisforschung zusammen

Schweizer Forscher haben mit Kälte und Eis grosse Erfahrung. Die ist in der Antarktis sehr wichtig. Neu arbeiten Australien und die Schweiz enger zusammen.

Es mag erstaunen, dass auch die Schweiz in der Antarktis forscht. Doch das Engagement hat Geschichte.

1911 schon war Xavier Mertz Mitglied der Expedition des australischen Forschers Douglas Mawson. Er hatte den Basler Anwalt als guter Skifahrer und Bergsteiger engagiert. Dies sind Kenntnisse, die den Abenteurern in der unwirtlichen Umwelt des Südpols zugutekommen sollten. Es geht um Kooperation dank Fachwissen, bis heute.

Pedro Zwahlen ist Schweizer Botschafter in der australischen Hauptstadt Canberra. «Die Schweiz hat eine unglaubliche Tradition der Forschung im Eis und Schnee in der Höhe in extremer Umwelt», sagt er.

Von dieser Stärke der Schweizer Wissenschaft profitiert auch die Antarktisforschung, ganz besonders bei der Messung mikroskopisch kleiner Luft- und Wasserteilchen. Im Eis eingeschlossene Luftblasen können Aufschluss auf die Veränderung des Klimas über Millionen von Jahren geben.

Forschungszusammenarbeit mit Australien

Die Forschungszusammenarbeit mit dem australischen Antarktis-Programm wird nun auf eine solide Basis gestellt. Australien und die Schweiz haben ein Forschungsabkommen besiegelt. «Nun hat man einen Pfad, mit dem man sich viel besser organisieren kann. So kann sich die Antarktis- und Polar- und Höhenforschung der Schweiz via das Schweizer Polarinstitut Zugang zur Antarktis verschaffen.»

Mehrere Schweizer Institute sind in der Antarktis tätig. Die Universität Bern betreibt dort Klimaforschung. Auch die ETH, das Paul-Scherrer-Institut und das Davoser Institut für Wald, Schnee und Landschaft beschäftigen sich mit diesem einzigartigen Ökosystem.

Klimawandel steht im Vordergrund

Aus Schweizer Sicht sei Klimawandel der wichtigste Forschungsbereich, sagt Zwahlen, der das Abkommen initiiert hatte. «Die Antarktis ist der Maschinenraum des globalen Klimas. Wenn wir den verstehen, wird es einfacher, im Kampf gegen den Klimawandel effektiv zu werden und genauer zu wissen, was vorgeht.»

Forscher Dutzender Länder sind in der Antarktis tätig. Vor allem Australien, Russland und die USA haben substanzielle Programme. Für den Leiter des australischen Antarktis-Programms, Kim Ellis, ist die Zusammenarbeit mit der Schweiz von grosser Bedeutung. Niemand arbeite in der Antarktis allein. Alle Länder brächten spezifisches Wissen auf den Kontinent. Die Schweiz habe langjährige Erfahrung in der Kaltwetterforschung, wie die Australier auch. Das Zusammenbringen dieses Fachwissens bringe überwältigende Ergebnisse.

Xavier Mertz, der erste Schweizer, teilte das Schicksal vieler früher Antarktisforscher. Nachdem ein mitreisender Engländer 1913 auf einer Expedition mit fast dem gesamten Proviant in eine Gletscherspalte gefallen war, starb Mertz im Alter von 31 Jahren laut Berichten einen langsamen und qualvollen Tod. Seine Leiche ist bis heute im Eis verschollen.

Rendez-vous vom 16.12.2020

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