Zum Inhalt springen

Simbabwe im Wahlkampf Alles muss besser werden

Ende Juli wird Mugabes Nachfolger gewählt. Manche Simbabwer fühlen erstmals seit Jahren so etwas wie Freiheit.

Nach 38 Jahren findet in Simbabwe erstmals ein Präsidentschaftswahlkampf statt, bei dem Robert Mugabe nicht mit von der Partie ist. Er wurde im November durch einen Putsch entmachtet.

Sein Nachfolger und Parteikollege Emmerson Mnangagwa muss sich am 30. Juli zur Wahl stellen. Doch nach so langer Zeit unter derselben Parteiherrschaft erhoffen sich Simbabwerinnen und Simbabwer einen Neuanfang. Für viele ist das nur mit der Opposition möglich.

Warten auf den Kandidaten

Die Erwartungen an die MDC Alliance sind immens. Das merkt man gut in Mhondoro Mubaira, einem Dorf drei Stunden von der simbabwischen Hauptstadt Harare entfernt. Ein paar Hundert Leute sitzen auf dem Boden unter den Bäumen – und warten auf den Oppositionskandidaten.

Menschen sitzen am Boden und singen.
Legende: Viele fühlen so etwas wie Freiheit – und hoffen auf unmanipulierte Wahlen. srf/anna lemmenmeier

Rot gekleidet in den Parteifarben des Movement for Democratic Change, MDC, preisen sie dessen Anführer, Nelson Chamisa. Sie klatschen, schwenken die Arme, blasen die Vuvuzela. Die Menschenmasse erinnert an eine Mischung aus Fussballfans und Kirchengängern.

Einfach alles muss besser werden

Etwas abseits sitzt Beaulah Gambiza. Ihre Erwartungen an die Opposition, sollte diese die Wahlen im Sommer gewinnen, sind beträchtlich: «Jobs, ein funktionierendes Gesundheitssystem, gratis Bildung» – schlicht alles müsse besser werden.

Ihre Anliegen sind nachvollziehbar. Zanu-PF, die Partei von Robert Mugabe, hat Simbabwe in den letzten Jahrzehnten in den wirtschaftlichen Abgrund geritten. Die Arbeitslosigkeit im Land ist hoch, das Gesundheitswesen marode. Nun soll es die Opposition richten, darum ist Beaulah Gambiza hier.

Frauen und Männer warten auf den Kandidaten.
Legende: Hoffen auf dringend nötige Verbesserungen: Anhängerinnen des Kandidaten der Opposition. srf/anna lemmenmeier

Für sie ist neu, dass der MDC ganz ungestört eine Parteiveranstaltung abhalten kann: «Früher, unter Robert Mugabe, sind sie von Anhängern der Regierungspartei jeweils geschlagen und davongejagt worden. Doch jetzt sind sie frei.»

Opposition wird eingeschüchtert

Frei? Cris und Marlene Makumbe sehen das anders. Sie warten in ihrem Auto an der prallen Sonne auf den Oppositionsführer. Genau wie unter Mugabe würde auch dessen Nachfolger Mnangagwa Leute einschüchtern lassen. Besonders hier auf dem Land. «Wenn ihr an die Oppositionsveranstaltung geht, dann knöpfen wir uns euch vor», würden Zanu-PF-Parteimitglieder drohen.

Und weil die Simbabwer nach all den Jahren unter Mugabes Einschüchterungstaktik noch immer einen «Panikknopf» aktiviert hätten, würde diese Drohung reichen, damit Menschen nicht an Veranstaltungen der Opposition teilnehmen würden.

Junge Männer auf einem Lastwagen unter blauem Himmel.
Legende: Der Auftritt des Kandidaten ist ein Ereignis im Dorf. srf/anna lemmenmeier

Auch herrschten keine gleich langen Spiesse im Wahlkampf. So werde in den Medien bei weitem nicht im gleichen Masse über die Opposition berichtet, wie über die Regierungspartei.

Und wenn doch einmal eine Oppositionsveranstaltung im Fernsehen übertragen werde, dann werde der Ausschnitt stets so gewählt, dass es so aussehe, wie wenn kaum Leute teilgenommen hätten. «Denn sie haben Angst vor uns», sind die beiden überzeugt.

Riesige Erwartungen an Chamisa

Endlich fährt auch der Mann vor, auf den hier alle Stunden gewartet haben. Nelson Chamisa, 40 Jahre alt, Ex-Minister, Nachfolger der verstorbenen MDC-Galionsfigur Morgan Tsvangirai. Die Erwartungen an ihn sind gross. Die Erwartungen aber, dass er bei den Wahlen eine Chance haben könnte, sind klein.

«Es sind Betrüger, Kriminelle. Wahrscheinlich hat die Regierung das Wahlresultat schon ausgemacht. Das wäre nicht das erste Mal», ist sich das Paar Makumbe einig.

Mann auf Podest spricht in ein Mikrofon unter freiem Himmel.
Legende: Wahlkampf auf dem Land: Nelson Chamisa, Kandidat der Oppositionspartei MDC, spricht zu seinen Anhängern. srf/anna lemmenmeier

Es wäre tatsächlich nicht das erste Mal. Bei den Wahlen unter Mugabes Herrschaft kam es zu Wahlbetrug, Einschüchterungen, Toten. Doch die Opposition weiss, dass jetzt ihre Chance kommt. Und so legt sich MDC-Anführer Chamisa ins Zeug und spricht und predigt. Denn er ist auch Priester.

Es scheint, der Moment sei gekommen, in dem ein Regierungswechsel in Simbabwe möglich wird. Es wäre der erste nach der Unabhängigkeit vor 38 Jahren.

Meistgelesene Artikel