Angesichts steigender Fallzahlen haben mehrere europäische Länder neue Corona-Massnahmen verhängt. Diese werden unterschiedlich aufgenommen, wie die SRF-Korrespondentinnen und Korrespondenten aufzeigen.
Italien: Auch in der Nacht auf heute wurde in diversen italienischen Städten wieder demonstriert und zum Teil auch randaliert. Es handelt sich um Leute, die in Restaurants oder Bars arbeiten, die neu um 18 Uhr schliessen müssen. Unter die meist friedlichen Demonstranten mischen sich immer wieder auch gewaltbereite politische Extremisten. Doch die Mehrheit im Land befolgt die Regeln der Regierung. Die Proteste im Land sind keine Massenbewegung geworden. (SRF-Korrespondent Franco Battel)
Frankreich: In Frankreich geht man heute mit grimmiger Entschlossenheit noch gezielt einkaufen, was es nachher nicht mehr zu kaufen gibt. Und man trägt einen Koffer ins Büro, um Akten und den Computer nach Hause zu nehmen. Ab heute Mitternacht macht Frankreich dicht. Nur Schüler dürfen noch zur Schule gehen und einzelne Berufszweige normal arbeiten. Viele Franzosen empfinden diesen zweiten Lockdown als schlimmer als den ersten. Denn man weiss, was kommt. Und zur Langeweile und Isolation gesellen sich nun noch akute Existenzängste. (SRF-Korrespondentin Alexandra Gubser)
Deutschland: Gesellige Freizeit ist in Deutschland für die nächsten vier Wochen gestrichen. Die Bevölkerung trägt es grossmehrheitlich mit Fassung, auch weil dieser «Mini»-Shutdown nicht ganz unerwartet kam. Politisch wird allerdings heftig darüber gestritten – Kanzlerin Angela Merkel musste sich heute im Bundestag ungewöhnlich laute Kritik anhören. Die demokratische Debatte lebt, und die Kanzlerin stellt sich ihr – wohlwissend, dass es anders nicht funktionieren wird. (SRF-Korrespondentin Bettina Ramseier)
Belgien : Die Menschen in Belgien sind Corona-müde. Erst kürzlich zeigte eine Studie, dass sich fast die Hälfte der Bevölkerung nicht an die Schutzmassnahmen hält. Es ist aber auch nicht einfach, in Belgien einen Überblick zu haben. Wegen des stark ausgeprägten Föderalismus beschliessen die Regionen unterschiedliche Massnahmen und man weiss nicht genau, wie was wann gültig ist. Das soll nun aber vorbei sein. Gestern Abend konnte sich der Premierminister für einheitliche Regeln durchsetzen und er appellierte eindringlich an die Bevölkerung, diese Massnahmen einzuhalten. (SRF-Korrespondent Michael Rauchenstein)