- Nach dem Entscheid von US-Präsident Donald Trump zur Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels hat es im Ostteil der Stadt und in den Palästinensergebieten gewaltsame Ausschreitungen gegeben.
- Mindestens 760 Menschen wurden verletzt. Rund 150 davon erlitten Schusswunden. Zwei Palästinenser wurden von israelischen Sicherheitskräften erschossen.
- Zu den Zusammenstössen von Palästinensern mit den Sicherheitskräften kam es nach den muslimischen Freitagsgebeten.
In einigen Gegenden warfen Palästinenser Steine auf israelische Sicherheitskräfte, welche im Gegenzug Tränengas und Gummigeschosse einsetzten, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP meldeten.
In Hebron setzten Sicherheitskräfte nach einem Bericht des Fernsehsenders Al-Dschasira auch scharfe Munition ein. Zwei Palästinenser seien von israelischen Soldaten erschossen worden, teilten das palästinensische Gesundheitsministerium in Gaza und der palästinensische Rettungsdienst Roter Halbmond mit.
Auch im Gazastreifen sowie in Bethlehem und rund um Nablus im Westjordanland gab es Zusammenstösse. Die radikal-islamische Hamas hatte für Freitag zum Beginn eines neuen Palästinenseraufstands (Intifada) aufgerufen.
Vor allem Jugendliche verbrannten amerikanische Flaggen und Reifen, warfen mit Steinen und Flaschen auf israelische Sicherheitskräfte. Diese setzten auch Tränengas und Gummimantelgeschosse ein.
Die israelische Polizei war in Jerusalem mit zusätzlichen Hundertschaften präsent. Die israelische Armee hatte bereits zuvor entschieden, mehrere zusätzliche Bataillone ins Westjordanland zu verlegen.
Weltweite Proteste
Die Palästinenser gingen diplomatisch auf Distanz zu den USA. Nach der Entscheidung Trumps wird Palästinenserpräsident Mahmud Abbas nach Angaben von Fatah-Vertretern US-Vizepräsident Mike Pence nicht wie geplant in Bethlehem treffen. Der Gross-Imam der wichtigsten sunnitischen Institution Al-Azhar in Kairo sagte aus Protest ebenfalls ein Treffen mit Pence ab.
Kundgebungen gegen Trumps Anordnung mit insgesamt zehntausenden Teilnehmern gab es unter anderem in der Türkei, dem Iran, Afghanistan, Ägypten, Jordanien, Libanon, Tunesien, Malaysia und Indonesien. In Istanbul zogen tausende Türken durch das konservative Viertel Fatih.
Rund 1000 in Griechenland lebende Palästinenser protestierten am Freitagabend im Zentrum Athens gegen den US-Entscheid. Vor dem griechischen Parlament zündeten sie eine israelische Flagge an.
US-Botschaft wohl nicht vor 2019
Die Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem wird nach Angaben von US-Aussenminister Rex Tillerson «wahrscheinlich» nicht vor 2019 stattfinden. «Das ist nichts, was dieses Jahr geschieht, und wahrscheinlich auch nicht nächstes Jahr», sagte der US-Aussenminister in Paris.
Begleitet von internationalen Protesten hatte Trump am Mittwoch Jerusalem offiziell als Hauptstadt Israels anerkannt. Er wies das US-Aussenministerium an, sofort mit den Vorbereitungen für den Umzug der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zu beginnen.
Der endgültige Status von Jerusalem ist einer der grössten Streitpunkte im Nahost-Konflikt. Die Palästinenser beanspruchen den 1967 von Israel besetzten und 1980 annektierten Ostteil Jerusalems als künftige Hauptstadt ihres angestrebten eigenen Staates.