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Sturzflut Indien: Mindestens 26 Tote nach Flutkatastrophe

  • Fünf Brücken wurden weggeschwemmt und zwei Elektrizitätswerke sowie Strassen beschädigt, erklärte der Katastrophenschutz.
  • Der gesamte Gletscher bewege sich flussabwärts. Man habe deshalb tieferliegende Dörfer gewarnt und eine Evakuierung in die Wege geleitet, heisst es weiter.
  • Grund für die Sturzflut könnte laut indischen Forschenden der Klimawandel sein. Auch ein Zusammenhang mit einem grösseren Lawinenabgang 2016 wird vermutet.

Nach Angaben aus Indien werden zurzeit noch mindestens 171 Menschen vermisst. Die Pegel in den Flüssen Rishiganga und Alakananda stiegen weiter, sagte der indische Innenminister Amit Shah. Etwa 400 Soldaten würden zur Rettung in den abgelegenen Bergen eingesetzt, erklärte der nationale Katastrophenschutz.

Suche nach Vermissten dauert an

Die meisten der Toten und Vermissten seien Mitarbeiter der Elektrizitätswerke. Rund 25 hätten gerettet werden können. Aber mindestens 34 Arbeiter sollen nach Behördenangaben noch in einem 2.5 Kilometer langen Tunnel des Kraftwerks eingeschlossen sein.

Das schroffe Terrain, die Kälte, der Schlamm und die Trümmer im Tunnel seien eine grosse Herausforderung für die Rettungskräfte. Sie hätten bis Montagnachmittag (Ortszeit) rund 70 Meter im Tunnel freibekommen können, sagte Energieminister Singh. Sie hofften, dass die Männer noch am Leben sind, hatten jedoch zunächst noch keinen Kontakt mit ihnen. Die Suche werde weitere 24 bis 48 Stunden andauern.

«Indien steht an der Seite der Menschen in Uttarakhand und die Nation betet für die Sicherheit aller in dieser Region», erklärte Premierminister Narendra Modi auf Twitter.

Theorien über die Ursache

Einige indische Forschende gehen davon aus, dass die Sturzflut mit dem Klimawandel und dem Gletscherschmelzen sowie der raschen Entwicklung der Region zusammenhängen können. So hat der Bau von breiteren Strassen und Kraftwerken die Region womöglich gefährdeter gemacht. In der gebirgigen Landschaft gibt es immer wieder Unglücke.

Bei besonders starkem Monsunregen 2013 etwa starben mehr als 6000 Menschen. Von Greenpeace in Indien hiess es, dass das Land nach der jetzigen Flut und derjenigen von 2013 sein Entwicklungsmodell der Himalaya-Region überdenken müsse.

Zusammenhang mit Lawinenabgang 2016?

Einige deutsche Wissenschaftler glauben, dass die Sturzflut mit einem massiven Lawinenabgang vor fünf Jahren zusammenhängen könnte. «Grosse Eismengen, die aus dieser Zeit noch immer im dortigen Talboden gelagert waren, könnten durch den am Sonntag herabgestürzten Gletscher in Bewegung gebracht worden sein», sagte Geografieprofessor Marcus Nüsser vom Heidelberger Südasien-Institut der Nachrichtenagentur DPA. Den Forschern liegen eigenen Angaben zufolge hochauflösende Satellitenbilder zu dem Vorfall auf etwa 3400 Meter über dem Meer vor.

«Das Unglück war so aber nicht unbedingt zu erwarten, da Abstürze solcher Gletscher während der Wintermonate nicht die Regel sind», sagte Nüsser, der mit seinem Team Gletscher in Indien, Pakistan und Nepal erforscht. Es spreche durchaus einiges dafür, dass der Absturz mit der Erderwärmung zusammenhängen könnte.

SRF 4 News, 7.2.2021, 12:30 Uhr ; 

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