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Trotz Nissan-Warnung Die Autostadt Sunderland will raus aus der EU

Der Autohersteller Nissan dominiert die nordenglische Stadt Sunderland. Viele Jobs sind vom EU-Binnenmarkt abhängig. Trotzdem will eine Mehrheit der Menschen dort raus aus der EU.

Grossbritannien debattiert kurz vor dem Austritt aus der EU Ende März über ein zweites Brexit-Referendum. In der Auto-Stadt Sunderland, wo die Auswirkungen eines ungeregelten Ausstiegs aus der EU wirtschaftliche Konsequenzen haben könnten, leisten die Brexit-Anhänger aber Widerstand. Sie nehmen gar einen «No Deal»-Brexit in Kauf.

Grösster Arbeitgeber in der ehemaligen Schiffbau-Stadt ist heute der japanische Auto-Konzern Nissan. Die Fabrik beschäftigt 7700 Menschen. Bereits beschlossen ist, dass ein neues 4x4-Modell in Japan und nicht mehr in Sunderland gebaut werden soll. Viele Zulieferprodukte kommen aus der EU und die Hälfte der fertigen Autos wird dorthin exportiert. Das Unternehmen warnt deshalb vor einem harten Brexit ohne gültiges Abkommen.

Nissan warnt vor hartem Brexit

«Wir fordern die britischen und EU-Unterhändler zur Zusammenarbeit auf. Mit dem Ziel, mit einem geordneten und ausgewogenen Brexit den gegenseitigen Handel zu ermutigen», schreibt Nissan der «Rundschau».

Die Sunderlander scheinen die Konsequenzen eines ungeregelten Ausstiegs wenig zu kümmern. Sie leiden zwar unter der grassierenden Unsicherheit kurz vor dem Austrittstermin am 29. März, doch auf ihren Entscheid von 2016 wollen sie nicht mehr zurückkommen. 61 Prozent haben damals für den Brexit gestimmt. Nach einer Umfrage einer Lokalzeitung ist das Brexit-Lager inzwischen gar gewachsen. 70 Prozent seien für einen harten Ausstieg aus der EU Ende März, meldete die Zeitung «Sunderland Echo» im Januar.

Die Fischer am Hafen ärgern sich zwar darüber, dass bald drei Jahre nach dem Brexit-Entscheid noch nichts geregelt ist. «Es ist ein Riesendurcheinander», sagen sie. Doch Angst vor dem vertragslosen Zustand haben sie nicht. Auch wenn sie derzeit mit einer EU-Fischerei-Lizenz arbeiten. Sie sind überzeugt, dass Grossbritannien nach dem Ausstieg mit der EU neue Abkommen aushandeln werde.

Erneutes Referendum wäre «gefährlich»

Selbst Graeme Miller, der höchste Labour-Mann im Stadtrat, ist gegen ein zweites Referendum. Sunderland ist eine Labour-Hochburg, im City Council hält die Partei 60 von 75 Sitzen. Auf nationaler Ebene bringt die Labour-Führung die Idee einer zweiten Abstimmung immer wieder ins Spiel. Doch in Nordengland fürchtet die Partei einen offenen Konflikt mit der Basis.

Miller hält nichts von einer zweiten Abstimmung, obwohl er 2016 persönlich für den Verbleib in der EU eintrat. «Wenn wir ohne Deal gehen müssen, müssen wir es tun», sagt Miller. «Das nicht zu tun und der Bevölkerung den Eindruck zu vermitteln, dass wir es stoppen, wäre schrecklich gefährlich.» Die Demokratie würde beschädigt, befürchtet der Labour-Mann. Trotzdem hält er einen harten Brexit für eine Katastrophe.

Diese Meinung teilt Alan Davies von der europafeindlichen Unabhängigkeitspartei Ukip. Wer die Option preisgebe, die Verhandlungen ohne Ergebnis zu verlassen, schwäche seine Position, sagt er. Mit einem Deal auszusteigen, wäre einfacher. Auf die Frage, ob es ein zweites Referendum brauche, sagte er: «Ganz gewiss nicht.»

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