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Türkei lässt US-Pastor frei Andrew Brunson ist zurück in den USA

Nach Sanktionen, Strafzöllen und Drohungen ist der US-Pastor Andrew Brunson frei und in Washington angekommen.

Nach seiner Freilassung aus türkischer Haft ist der US-Pastor Andrew Brunson zurück in den USA. Nach der Landung auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Andrews bei Washington wurde er von US-Präsident Donald Trump im Weissen Haus empfangen.

Brunson dankte dem Präsidenten für dessen Bemühungen um seine Freilassung. Der evangelikale Pastor sprach dabei ein Gebet für Trump, wobei er sich neben den US-Präsidenten kniete und ihm eine Hand auf die Schulter legte.

Ausreise nach Gerichtsurteil

Ein Gericht im westtürkischen Izmir hatte am Freitag die Aufhebung des Hausarrests gegen den Pastor angeordnet. Auch die Ausreisesperre wurde aufgehoben und Brunson konnte die Türkei verlassen.

In der Nacht auf Samstag landete die Maschine mit Brunson auf dem deutschen US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein bei Kaiserslautern. Der US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, nahm Brunson auf dem Rollfeld in Empfang.

Die gleichzeitig verordnete Haftstrafe von drei Jahren, einem Monat und 15 Tagen muss Brunson nicht antreten. Brunsons Anwalt Ismail Cem Halavurt sagte, er werde trotzdem gegen das Urteil vorgehen. Brunson waren Unterstützung von Terrorgruppen und Spionage vorgeworfen worden.

Weltpolitik auf Twitter

US-Präsident Donald Trump twitterte nach dem Richterspruch gleich mehrmals und schrieb unter anderem: «Pastor Brunson gerade freigelassen. Wird bald zu Hause sein.» Trump hatte den Fall zu einem persönlichen Anliegen gemacht und mehrmals gefordert, dass Brunson sofort freikommen müsse. Vor den im kommenden Monat anstehenden Zwischenwahlen in den USA dürfte die Freilassung von Brunson auch bei seiner Wählerschaft gut ankommen.

Donald Trump twitterte am Samstag gleich zwei Mal zum Thema und bedankte sich bei Präsident Recep Tayyip Erdogan für dessen Hilfe. Die «grosse Wertschätzung» der USA werde «zu guten, vielleicht grossartigen Beziehungen» mit der Türkei führen. Er betonte, es sei für Brunsons Freilassung kein Abkommen geschlossen worden.

Erdogan twitterte seinerseits zurück: «Lieber Herr Präsident Donald Trump. Wie ich immer betone, hat die türkische Justiz ihr Urteil auf unabhängige Weise gefällt. Ich hoffe, dass die USA und die Türkei ihre Zusammenarbeit fortsetzen, so wie es sich für zwei Alliierte gehört.»

Nach der Freilassung des Pastors erklärte der türkische

Präsident Recep Tayyip Erdogan auf Twitter, dass es sich um eine

«unabhängige» Entscheidung der türkischen Justiz gehandelt habe.

Entspannung zwischen Ankara und Washington?

Mit der Freilassung des seit mehr als zwei Jahren festgehaltenen Pastors hatte die Türkei den Weg für eine Normalisierung der Beziehungen zu den USA geebnet. Ein Gericht im westtürkischen Aliaga verurteilte Brunson am Freitag zwar zu einer dreijährigen Haftstrafe, ordnete zugleich aber dessen

Freilassung an. Die Strafe sei mit der Untersuchungshaft abgegolten, erklärte das Gericht.

Für die Türkei ist die Entscheidung eine weitgehend gesichtswahrende Lösung für einen Konflikt, der das Land in eine schwere Währungskrise gestürzt hatte. Die Entscheidung dürfte das durch den Streit schwer erschütterte Vertrauen der internationalen Märkte zumindest teilweise wieder herstellen und der angeschlagenen türkischen Wirtschaft ein Stück weit wieder auf die Beine helfen.

Der 50-Jährige Brunson hat mehr als 20 Jahren lang in der Türkei gelebt. Er war Pastor an einer evangelikalen Kirche in der Küstenmetropole Izmir, als er wenige Monate nach dem Putschversuch vom Juli 2016 in der Türkei festgenommen und dann im Dezember desselben Jahres in Untersuchungshaft genommen wurde. Ende Juli wurde er wegen Gesundheitsproblemen in den Hausarrest entlassen. Mit seiner Freilassung endet nun ein politisches und persönliches Drama.

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