Die Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad kann noch erreicht werden. Zu dieser Einschätzung gelangt das UNO-Klimasekretariat einen Monat vor Beginn der Klimakonferenz in Paris. Bis jetzt haben 146 Länder ihre Reduktionsziele eingereicht.
Erwärmung um 2,7 Grad
Es handle sich um das Resultat einer «ersten Kollekte», sagte der Direktor des Bundesamts für Umwelt Bafu, Bruno Oberle in Bern. Dank den nationalen Angeboten zur Senkung der Treibhausgasemissionen würde die Erderwärmung bis 2100 um rund 2,7 Grad Celsius zunehmen, statt der bislang befürchteten 3,5 oder sogar 4 Grad.
Damit sei die Hälfte des zurückzulegenden Weges durch Versprechen vorgespurt, umriss er die Ausgangslage einen Monat vor der Klimakonferenz in Paris. Die Schweiz sei das erste Land gewesen, welches ein Reduktionsziel bekanntgab: Eine Senkung der Treibhausgase um die Hälfte bis 2030 gegenüber 1990. Höchstens 20 Prozent davon dürfen durch Projekte im Ausland erreicht werden, rief Oberle den Vorschlag des Bundesrats in Erinnerung.
Auf globaler Ebene seien heute nach grober Schätzung bereits rund zwei Drittel des totalen Treibhausgas-Budgets verbraucht. Ohne Gegenmassnahmen verblieben noch rund 25 Jahre. Dann würde das Zwei-Grad-Ziel endgültig verfehlt, erläuterte Oberle weiter.
Es bleibt noch viel zu tun
Die nun von der UNO in Berlin präsentierte Bilanz der nationalen Reduktionsziele umfasst alle Industrieländer und drei Viertel aller Entwicklungs- und Schwellenländer. Laut dem UNO-Klimasekretariat sind so 86 Prozent des weltweiten Treibhausgasausstosses abgedeckt. Das sei vier Mal mehr als dies beim 1997 verabschiedeten ersten Klimaabkommen von Kyoto der Fall gewesen sei.
Paris repräsentiere einen «neuralgischen» Moment in dem schon seit über 20 Jahren dauernden Verhandlungsprozess im Kampf gegen den Klimawandel, sagte Bafu-Chef Oberle weiter. Jetzt gelte es, die Weichen für die Zeit nach 2020 zu stellen. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels müssten alle einbezogen werden.
Bis ein ausgehandeltes Klima-Abkommen vorliegt, gilt es noch zahlreiche Punkte zu klären. Dazu gehören die Finanzierung des Grünen Klimafonds zuhanden der Entwicklungsländer und die Erarbeitung und Überprüfung nationaler Anpassungspläne. Das Mandat für die Schweizer Delegation an der Pariser Klimakonferenz wird Mitte November durch den Bundesrat festgelegt.
SRF-Wissenschaftsredaktor Häusler: Es braucht noch mehr
«Die UNO zieht vorläufig eine vorsichtig positive Bilanz. Die Welt nimmt den Klimaschutz langsam ernst. Alle grossen Länder wie die USA, China oder Indien haben ihre Zusagen abgegeben, es sind jetzt alle Industrie- und Schwellenländer dabei. Trotzdem geht die UNO von einem Temperaturanstieg um 2,7 Grad aus. Das ist deutlich mehr, als die zwei Grad, die man anstrebt. Für Paris heisst das: Ein möglicher Klimavertrag bringt dem Klima zwar etwas, aber nicht genug. Immerhin sind die Zusagen deutlich besser als noch vor einem Jahr. Wichtig ist, dass die Länder die Klimaschutzziele rasch erhöhen und der hoffentlich zustande kommende Vertrag von Paris sukzessive ausgebaut wird. Sonst reicht die Zeit nicht mehr, um das Zwei-Grad-Ziel noch zu erreichen.» |