Zum Inhalt springen

Ukraine-Affäre in den USA Die Meinungen zu Trump sind längst gemacht

Was denkt die Wählerschaft über ein mögliches Amtsenthebungsverfahren? Ein Augenschein im Swing-State Pennsylvania.

In einem Punkt herrscht weitgehende Einigkeit an der Landwirtschaftsmesse im Städtchen Ephrata in Pennsylvania: Der Cheeseburger mit Toast-Brot ist der kulinarische Höhepunkt der Messe. Die «Ephrata Fair» ist die grösste Veranstaltung dieser Art im ganzen Bundesstaat. Nutztiere werden versteigert, Kinder kreischen vergnüglich auf dem Rummelplatz.

Doch wenn es um Trump geht, ist die friedliche Einigkeit vorbei. Ein Amtsenthebungsverfahren wegen der Ukraine-Affäre? «Auf keinen Fall», sagt Carl Brossman, der mit Enkelkind und Schwiegertochter an die Messe gekommen ist. «Müssen wir denn wirklich alles wissen, was hinter verschlossenen Türen zu anderen Ländern gesagt wird? Alle Parteien machen doch solche Dinge. Aber auf diesem Präsidenten hacken immer alle rum.»

Geteilte Lager

Die Details der komplexen Affäre scheinen die meisten Menschen hier nur bedingt zu interessieren. Die Meinungen sind weitgehend gemacht. Nancy Heist hat vor drei Jahren Hillary Clinton ihre Stimme gegeben. Es kann ihr kaum schnell genug gehen mit dem Impeachment: «Trump hat gezeigt, dass er nicht vertrauenswürdig ist. Und er hat die Grenzen des Erlaubten für einen Präsidenten überschritten.»

Was die Menschen hier in Pennsylvania denken, kann bei den Wahlen in gut einem Jahr entscheidend sein. 2016 gewann Trump den Bundesstaat mit hauchdünner Mehrheit gegen Hillary Clinton. Das war mitentscheidend für seine Wahl. Die Demokraten wollen Pennsylvania für sich zurückgewinnen. Dazu brauchen sie die Stimmen der Arbeiterschaft.

Doch die Ukraine-Affäre scheint die bestehenden Lager bisher nur in ihren jeweiligen Ansichten zu bestätigen. Wer Trump liebt, ist gegen ein Impeachment, wer ihn hasst, ist dafür. «Das Impeachment ist absolut lächerlich», sagt zum Beispiel Landwirtin und Trump-Wählerin Char Nolt. Die Demokraten seien doch nur neidisch, weil Trump so viel Gutes für Amerika tue.

Alltagssorgen interessieren mehr

Abwartende Stimmen, wie jene der zweifachen Mutter Leslie Houck, sind die Ausnahme. Leslie informiert sich vor allem über den öffentlich-rechtlichen Radiosender NPR. Die Informationen, die sie dort erhalten hat, reichen ihr noch nicht: «Ich habe noch nicht genug Beweise gesehen, um mich zu entscheiden, ob Trumps Taten ein Impeachment rechtfertigen. Es ist mir noch etwas zu früh.»

Häufiger hingegen hören wir pauschale Kritik an den Politikern im fernen Washington. Diese sollten gemeinsam an Lösungen für die Menschen arbeiten, statt Geld und Energie in solche Streitigkeiten zu investieren. Krankenversicherung, Jobs, Sicherheit – das beschäftigt die Menschen hier stärker als ein Telefonat zwischen dem amerikanischen und dem ukrainischen Präsidenten.

Vor allem aber vertieft die Impeachment-Diskussion die Gräben zwischen den Menschen weiter. Unversöhnlich stehen sich Demokraten und Republikaner gegenüber, in Washington ebenso wie in Ephrata, Pennsylvania. Den «Toasted Cheeseburger» gibt es allerdings nur hier.

Meistgelesene Artikel