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International Unwillkommener Gast: Wie Metropolen gegen Airbnb kämpfen

Die EU will nicht strenger gegen Portale wie Airbnb vorgehen. Doch für viele Metropolen sind die Anbieter ein Problem, das die Wohnungsnot noch verschärft. Viele versuchen zu regulieren – mit mässigem Erfolg.

Viele Reisende nutzen das Angebot: Via Airbnb günstig eine Wohnung mieten, und auch noch in einem angesagten Viertel mitten unter den Einheimischen wohnen. Klingt gut. Doch die Städte wehren sich zunehmend gegen Anbieter wie Airbnb, welche die grösste Plattform auf dem Markt ist.

Ursprünglich dazu gedacht, die Wohnung mit andern zu teilen, wird die Ferienwohnungsplattform zunehmend von professionellen Anbietern benutzt. Investoren kaufen Wohnungen in angesagten Vierteln auf und vermieten sie via Airbnb. Das ist lukrativer als Vermieten. Die Folge: Angesagte Viertel in Grossstädten drohen zu verwaisen, denn die alteingesessene Bevölkerung kann die steigenden Mieten nicht mehr zahlen.

Airbnb in der Schweiz

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Auch in der Schweiz verursacht Airbnb Probleme. Wohnungen, die Menschen laut Gesetz das ganze Jahr über bewohnen müssten, werden immer öfter auf Airbnb ausgeschrieben. Nun prüft der Bund, ob er etwas gegen die Tricksereien unternehmen kann. Mehr.

Die Ironie des Schicksals: Gerade das, was die Touristen so lieben, nämlich das Flair eines Viertels, zu dem dessen Bewohner einen wesentlichen Teil beitragen, wird durch die Touristen zerstört. Im Pariser Viertel Marais beispielsweise hat es zeitweise mehr untergebrachte Touristen als einheimische Bewohner.

Betroffen sind vor allem die Städte New York City, San Francisco, Los Angeles, Paris, Berlin, Barcelona, London und Amsterdam.

Berlin wehrt sich

Beispiel Berlin: Hier gab es 2015 rund 13‘000 Übernachtungsangebote auf Airbnb. Die Stadt hat bezüglich des «Teilens von Wohnraum» eine der strengsten Gesetzgebungen: Ganze Wohnungen als Ferienwohnungen anzubieten, ist verboten. Verstösse werden mit bis zu 100‘000 Euro gebüsst. Die Stadt kann die Internet-Portale ausserdem dazu zwingen, die Identität ihrer Anbieter preiszugeben.

Auch andere betroffene Städte versuchen zu regulieren: In Barcelona brauchen Vermieter eine Genehmigungspflicht für Ferienwohnungen. Paris, London und Amsterdam verlangen Übernachtungsabgaben. Paris und New York begrenzen die Vermietungsdauer von Wohnungen.

Zum Buch

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«Deins ist Meins: Die unbequemen Wahrheiten der Sharing Economy», ein Buch von Tom Slee, erschienen 2016 im Verlag Antje Kunstmann.

Der Erfolg ist bislang in allen Städten mässig. Die Verwaltungen kontrollieren zwar, ob sich die Anbieter an die Regeln halten. Doch wegen der schieren Menge der Angebote ist eine Überprüfung unmöglich. Das nutzen die Vermieter aus: «Von 7000 untersuchten Angeboten in Amsterdam im Jahr 2014 wurden 900 an mehr Personen als zulässig vermietet, über 500 Wohnungen länger als erlaubt», schreibt Tom Slee in seinem Buch über die Sharing Economy.

Audio
Mit «Airbnb» Zweitwohnungs-Initiative umgehen
aus Echo der Zeit vom 02.06.2016.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 38 Sekunden.

Airbnb schiebt Verantwortung von sich

Slee beschreibt zudem, dass Airbnb in fast allen Städten die Verantwortung von sich schiebt, geht es um die Regulierung: Das Ferienwohnungsportal begrüsst zwar in den Städten Entscheide, Kurzzeitvermietungen zu erlauben, bietet aber hinterher den Städten nicht mehr Hand zur Durchsetzung der Regeln.

Airbnb weigere sich, die Daten der Vermieter gegenüber der Stadt offenzulegen, kritisiert Slee. Immerhin: Airbnb hat kürzlich angekündigt, die Daten der Vermieter und der Kunden in anonymisierter Form an die Städte weiterzugeben. So sollen Städte einen Überblick über die geschuldeten Abgaben erhalten, die Airbnb für einen Teil der Städte einzieht.

Brüssel beschwichtigt

Die Probleme zwischen Airbnb und den Weltmetropolen sind mittlerweile auch in Brüssel angekommen. Und Überraschung: Die Europäische Kommission hält nichts von strengen Verboten. In den Brüsseler Richtlinien heisst es: Jegliche Beeinträchtigungen dieser neuen Dienste müssen gerechtfertigt und angemessen sein. Verbote solcher Dienste würden ein letztes Mittel darstellen, «das nur angewendet werden sollte, wenn die Wahrung öffentlicher Interessen nicht mit weniger restriktiven Vorgaben zu erreichen ist».

Airbnb spricht derweil gerne von einer Bewegung. Es gebe jeden Tag mehr Leute, die ihr Heim teilen wollten. Vermietet werden inzwischen über 1,5 Millionen Unterkünfte in über 190 Ländern. 60 Millionen Gäste haben laut Unternehmensangaben die Plattform bereits genutzt – und an jeder Buchung verdient Airbnb bis zu 12 Prozent der Buchungssumme mit.

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