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US-Abzug aus Syrien Scharfe Kritik von Deutschen und Kurden

  • Der deutsche Aussenminister Heiko Maas versteht den Truppenabzug der Amerikaner nicht. Der IS sei noch lange nicht besiegt.
  • Auch bei der von Kurden dominierten Führung der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) stösst Trumps Entscheid auf Unverständnis.
  • Die SDF befürchten einen Angriff der Türkei auf Nordsyrien. In der Folge könnten islamistische Kämpfer aus Gefängnissen entkommen.

«Es besteht die Gefahr, dass die Konsequenzen dieser Entscheidung dem Kampf gegen den IS schaden und die erreichten Erfolge gefährden», sagte Maas in Berlin. Nach wie vor gebe es Strukturen im Untergrund, und die Terroristen seien im Osten Syriens aktiv. «Der IS ist zurückgedrängt, aber die Bedrohung ist noch nicht vorbei.»

Aus dem Auswärtigen Amt hiess es, man stehe in engem Kontakt mit den USA und habe noch viele Fragen. «Wir werden in den nächsten Tagen und Wochen beraten müssen, welche Folgen die Entscheidung für die Strategie der Anti-IS-Koalition hat», so Maas. Deutschland ist mit Tornado-Aufklärungsflugzeugen und einem Tankflugzeug am internationalen Kampf gegen den IS im Irak und in Syrien beteiligt. Zudem bilden deutsche Soldaten im Irak die dortigen Streitkräfte aus.

Die Kurden fürchten sich vor der Türkei

Der Abzug der Amerikaner verärgert auch die Kurden. Die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) haben im Norden und Osten Syriens grosse Teile des ehemaligen IS-Gebiets zurückerobert. Angeführt werden die SDF von der Kurdenmiliz YPG.

In den Gefangenenlagern der SDF leben viele IS-Kämpfer und deren Familien. Unter den Insassen sind auch Ausländer, zum Beispiel aus Deutschland. Die SDF befürchten, dass die Türkei nach dem Abzug der Amerikaner nach Syrien vorstossen könnte.

Aus Sicht der Türkei ist die YPG nämlich ein Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und muss deshalb bekämpft werden. Die YPG/SDF sagt, sie könne ihre Gefangenenlager nicht mehr kontrollieren bei einem Angriff der Türkei. Dadurch könnten Tausende von IS-Kämpfern entkommen. Und diese könnten zu einem grossen Problem werden, wenn sie in ihre Heimatländer zurückkehren. Diese Einschätzung teilt auch Jürgen Stock, Generalsekretär von Interpol.

Frankreich bleibt in Syrien

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Frankreich will seine Militärpräsenz in Syrien vorerst aufrecht erhalten. «Der Kampf gegen den Terrorismus ist nicht beendet», sagte Europaministerin Nathalie Loiseau in Paris. Sie verwies auf den Anschlag in Strassburg mit fünf Toten vom 11. Dezember 2018.

Die französische Verteidigungsministerin Florence Parly schrieb auf Twitter, die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sei «nicht von der Landkarte gelöscht». Sie müsse aber «endgültig militärisch besiegt» werden.

Frankreich beteiligt sich mit seiner Luftwaffe und Artillerie an der internationalen Koalition gegen die IS-Miliz. Zudem sind Spezialkräfte zur Unterstützung kurdischer Kämpfer im Einsatz.

Die Russen reiben sich die Hände

Über den Abzug der Amerikaner freut sich hingegen der russische Präsident. Das sei eine richtige Entscheidung, sagte Wladimir Putin. Er teile die Einschätzung von US-Präsident Donald Trump, dass die Terrormiliz Islamischer Staat in Syrien weitgehend besiegt sei.

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