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US-Wahlen US-Wahl: Warum die Umfragen falsch lagen

Fast alle Umfragen sagten einen Sieg Hillary Clintons voraus. Es kam bekanntlich anders. Wo das Problem mit den Umfragen liegt, erklärt Politologe Louis Perron.

SRF News: Warum lagen die Umfragen zu US-Präsidentschaft so falsch?

Louis Perron: Es lagen ja nicht alle falsch. USC/L.A.-Times zum Beispiel hat immer einen Sieg Trumps vorausgesagt. Die haben mit der sogenannten «Panel Back Study» gearbeitet. Das heisst, man hat die gleichen 3000 Leute während des Wahlkampfs immer wieder befragt. Diese Umfrage hat die ganze Zeit gesagt, dass Trump vorne liegt. Dann gab es noch die Umfrage des «Investors Business Daily». Die hatten auch Donald Trump immer vorne.

Was ist denn schiefgelaufen bei den klassischen Umfragen?

Da gibt es drei Hypothesen. Erstens: Die Leute haben gelogen. Zweitens: Viele haben in letzter Minute ihre Meinung geändert. Und drittens: Die Gewichtung der Resultate ist ein Problem. Man macht verschiedene Annahmen, mit denen man die einzelnen Interviews aus den Befragungen gewichtet. Wie bei uns gehen in den USA nur etwa die Hälfte wählen. Die Umfrageinstitute machen Annahmen darüber, wie sich diese Hälfte der Nichtwähler sozio-demographisch zusammen setzt und gewichten die erhobenen Rohdaten entsprechend. Wenn sich diese Annahmen als falsch entpuppen, sind auch die Resultate falsch. Meine Vermutung ist, dass es vor allem am dritten Punkt lag.

Also hat man die Nichtwähler falsch gewichtet?

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Warum rechnete fast niemand mit Trump?
Aus 10 vor 10 vom 09.11.2016.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 16 Sekunden.

Trump sagte während des Wahlkampfes immer: Es werden Leute wählen gehen, die sonst nicht wählen. Er sprach von einer «Bewegung», statt von einer politischen Kampagne. Auch Michael Moore, der Regisseur aus Michigan, wo sehr viele Menschen Trump gewählt haben, hatte Recht mit seinen Warnungen. Dass nämlich die Leute aus Michigan Trump wählen würden.

Es gibt ein gewisses Muster im sogenannten «Rustbelt», also dem einstigen Industriegebiet der USA. Leute mit tiefen Einkommen, tiefer Bildung, die sonst Demokraten wählen, haben für den nationalistischen Aussenseiter gestimmt, der ihnen «Change» versprach. Man nennt diese Wähler auch Ronald-Reagan-Democrats: Leute, die weiss sind, ein tiefes Einkommen haben, vielleicht sogar in einer Gewerkschaft sind, normalerweise demokratisch wählen – die aber den Aussenseiter Reagan gewählt haben, und jetzt auch Trump.

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Legende: Louis Perron

Louis Perron ist Politologe und - berater, mit einem MA an der Graduate School of Political Management, George Washington University. Er ist ein Kenner der USA und hat verschiedene Publikationen zu den US-Wahlen veröffentlicht. Sein blog: campaignanalysis.com

Sehen Sie auch die Möglichkeit, dass die Leute bei den Umfragen gelogen haben?

Weniger. Denn wenn ich mit Meinungsforschung arbeite, stelle ich fest: Die Leute wollen wirklich ihre Meinung sagen in den USA. In den Umfragen sagten die Leute, das Land gehe in die falsche Richtung. Sie sagten, sie seien unzufrieden mit ihrer Situation. Also typische Change-voters.

Waren Sie selber überrascht?

Ja – es wäre gelogen, wenn ich jetzt sagen würde, ich sei es nicht.

In Umfragen scheint sich also die Protest-Wählerschaft schlecht abzubilden?

Ja, auch in der Schweiz sieht man das gelegentlich. Einer Umfrage liegen gewisse Annahmen über die Zusammensetzung der Wählerschaft zu Grunde; und diese Annahmen können gelegentlich falsch sein. Aber in den USA war es eine Kombination von Faktoren. Die FBI-Untersuchung so kurz vor der Wahl hat Hillary Clinton sicher auch nicht geholfen.

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