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Verbot von Einwegartikeln EU-Kommission will gegen Plastikmüll vorgehen

Das Wichtigste in Kürze

  • Die EU-Kommission will die zehn häufigsten Kunststoff-Einweggegenstände verbieten. Es sind dies z.B. Plastikbesteck und Geschirr.
  • Plastikteilchen werden in der Natur überall aufgefunden, im Wasser, auf Wiesen, in den Tieren und auch in Menschen.
  • Die Massnahmen der EU gegen Plastiksäcke haben bereits grossflächig Wirkung gezeigt. Der Verbrauch hat durchschnittlich um 50 Prozent abgenommen.

Europäerinnen und Europäer produzieren jedes Jahr zirka. 26 Millionen Tonnen Plastikmüll. Davon werden aber nur 30 Prozent wiederaufbereitet. Der ganze Rest landet entweder in Verbrennungsanlagen oder in der Natur. Für die Umwelt ist das eine Katastrophe.

«Das Plastik landet in der Luft, in den Ozeanen, in den Esswaren und auch in unseren Körpern», sagt der erste Vizepräsident der EU-Kommission, Frans Timmermans. Wenn Fische zum Beispiel solche Plastikprodukte verschlucken, sterben sie vielleicht daran, oder sie landen selber auf den Speisetellern und werden samt Plastikteilchen von den Konsumentinnen und Konsumenten verspiesen.

Strategie gegen Plastikabfälle

Die EU-Kommission möchte das nicht mehr länger hinnehmen. Sie schlägt nun Massnahmen gegen die zehn am häufigsten verwendeten Plastik-Einweg-Produkte vor. Diese Produkte seien für 70 Prozent der Plastikabfälle an den europäischen Stränden verantwortlich. Konkret sollen diejenigen Produkte, für die einfach ein Ersatz zur Verfügung gestellt werden kann, verboten werden. Das sind Bestecke, Teller, Strohhalme, oder auch Ohrenstäbchen aus Plastik.

Zweitens sollen die EU-Mitgliedstaaten für andere Produkte Ziele festlegen, wie deren Verbrauch gesenkt werden kann, zum Beispiel für Plastik-Verpackungsmaterial für Lebensmittel oder auch für Plastik-Becher. Drittens sollen auch die Produzenten selber in die Verantwortung genommen werden, sie sollen sich finanziell an den Kosten für das ganze Abfallwesen beteiligen.

Soll die Schweiz nachziehen?

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In der Schweiz fällt eine erste Reaktion zum neuen EU-Vorschlag verhalten aus. Christof Mengis von der Internetplattform Kunststoff-Schweiz sagt, die zehn Produkte machten nur einen kleinen Teil der produzierten Kunststoffmenge aus. «Wenn schon müssen etwa auch Glacebecher oder Lebensmittelverpackungen aus Kunststoff verboten werden.»

Und auch Dinge wie Zahnbürsten und Zahnpastatuben seien aus Plastik, ermahnt Mengis. Er selbst glaubt nicht an Verbote, um Plastikabfall zu verringern: «Wahrscheinlich wäre es besser, wenn man das Kunststoffrecycling ausbauen und fördern würde.»

Noch nicht äussern wollte sich der Verband Swiss Plastics. Man wolle den EU-Vorschlag zuerst mit den europäischen Verbänden diskutieren. Sicher ist: Die EU legt sich mit einer mächtigen Branche an. Die Kunststoffproduzenten Europas setzen pro Jahr 340 Milliarden Euro um und beschäftigen 1,5 Millionen Menschen.

Das sind die Vorschläge der EU-Kommission, die nun von den Mitgliedstaaten und vom EU-Parlament beraten werden. Die EU-Kommission macht Druck und fordert, dass die Vorlage bereits in einem Jahr unter Dach und Fach sein soll. Sie möchte mit diesem Gesetzespaket auch auf andere Weltregionen Druck ausüben, nachzuziehen, wie Timmermans betonte: «Wir müssen den Weg aufzeigen, für unsere Umwelt und für unsere Gesundheit. Es wird ein Wettbewerbsvorteil für uns.»

Damit führt die Kommission ihre Bestrebungen gegen das Plastik weiter. Bereits hat sie mit Massnahmen etwa gegen Plastiksäcke deren Verwendung um 50 Prozent senken können. Nun sollen die Menschen in Europa auch auf den Plastik-Teller verzichten. Sie sollen ihr Picknick am Strand künftig aus einem Kartonteller und vielleicht mit einem Holzbesteck geniessen.

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