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Vergeltungsschlag in Kaschmir Ein anti-pakistanischer Furor braust durch Indien

Der indische Luftschlag gegen Ziele in Pakistan kommt nicht überraschend. Gleich nach dem verheerenden Attentat am 14. Februar, bei dem mehr als 40 Soldaten ums Leben kamen, hat Premierminister Narendra Modi verkündet, er werde mit aller Härte Vergeltung üben.

Mit dieser Ansage setzte sich Modi selber unter massiven Handlungsdruck. Zwölf Tage später hat er nun mit diesem Luftschlag eingelöst, was er nach dem Attentat angekündigt hat und den verhassten Nachbarn attackiert.

Wut auf Pakistan

Seit vielen Jahren ist es das erste Mal, dass Indien den Luftraum Pakistans verletzt und einen Angriff auf das Nachbarland verübt. Möglicher Grund: die noch immer grossen Schneemassen in Kaschmir, die eine Aktion am Boden, so wie 2016, als Indien ebenfalls für einen Vergeltungsschlag kurz auf Pakistanisches Territorium vordrang, schwierig macht.

Seit dem Attentat vom 14. Februar braust nun ein eigentlicher anti-pakistanischer Furor durch Indien, Hundertausende versammelten sich zu Mahnwachen, auf denen nicht nur still den Ermordeten gedacht wurde, sondern auch Schlachtrufe wie «Nieder mit Pakistan» zu vernehmen waren.

Premier will bei Wahl von der Stimmung profitieren

Diese aufgeheizte nationalistische Stimmung kommt Premierminister Modi nicht ungelegen, denn bis spätestens im Mai finden in Indien Gesamterneuerungswahlen statt. Indem Modi nun hart gegen Pakistan durchgreift, kann er sich als starker Mann, der die indischen Interessen wahrt, positionieren.

Wie es in diesem schwelenden Konflikt weiter geht, hängt nun von zwei ganz unterschiedlichen Faktoren ab. Zum einen wird entscheidend sein, wie Pakistan reagiert. Zum andern wird von Bedeutung sein, welche Resonanz die Nachricht vom Luftschlag in der indischen Bevölkerung hat.

Nimmt die Mehrheit ihrem Premier ab, dass es sich um eine erfolgreiche Vergeltungsattacke handelte und tatsächlich «sehr viele» Islamisten getötet worden waren? Falls bei den indischen Massen auch nur leise Zweifel aufkommen, könnte sich Modi – die Wahlen vor den Augen – entscheiden, noch massiver zuzuschlagen.

Ruth Bossart

SRF-Korrespondentin für Südasien

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Die Luzernerin ist Historikerin und Journalistin. Sie begann ihre Karriere bei der damaligen Luzerner Zeitung «Vaterland» und im Regionaljournal Zentralschweiz. Daraufhin berichtete sie als Radiokorrespondentin aus Japan, später für das Schweizer Fernsehen aus Südostasien, der Türkei und Griechenland. Seit August 2018 lebt sie mit ihrer Familie als SRF-Korrespondentin in Mumbai.

Sendebezug: SRF 4 News, 07:00 Uhr

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