Nach Monaten der Gewalt ist im Bürgerkriegsland Jemen erneut eine Waffenruhe in Kraft getreten. Armee und Huthi-Rebellen sollen die Kämpfe im gesamten Land einstellen, wie das von der UNO vermittelte Abkommen vorsieht.
Beide Konfliktparteien erklärten in der Nacht zum Montag, sie wollten die Feuerpause einhalten. Sie behielten sich jedoch das Recht zur Vergeltung vor, sollte die jeweils andere Seite gegen das Abkommen verstossen.
Die letzte Chance?
In dem verarmten arabischen Land tobt ein Konflikt zwischen Anhängern des von Saudi-Arabien unterstützten Präsidenten Abd-Rabbu Mansur Hadi und mit Iran verbündeten Huthi-Rebellen. In einer Woche sollen Friedensverhandlungen in Kuwait beginnen. Bisherige Friedensgespräche – unter anderem in der Schweiz – verliefen erfolglos, eine Mitte Dezember in Kraft getretene Feuerpause scheiterte.
Internationale Hilfsorganisationen warnten am Sonntag vor einem Scheitern der neusten Waffenruhe. Sollte die Feuerpause wieder nicht stabil bleiben, hätte dies katastrophale Auswirkungen, teilten 16 Organisationen – darunter Oxfam, Save the Children und der norwegische Flüchtlingsrat – in einer gemeinsamen Erklärung mit. In Jemen seien schon jetzt über 82 Prozent der Bevölkerung – das sind mehr als 21 Millionen Menschen – auf Nothilfe angewiesen.
Kämpfe noch bis kurz vor Mitternacht
Noch vor Inkrafttreten der neuen Feuerpause bombardierte das Bündnis die von den Huthis gehaltene Hauptstadt Sanaa. Nach UNO-Angaben sind in Jemen vergangenes Jahr etwa 9000 Menschen ums Leben gekommen – mehr als 3000 davon Zivilisten.
Bürgerkrieg in Jemen: Die wichtigsten Akteure
Die Huthi-Rebellen Der schiitische Volksstamm aus Nordjemen erhob sich gegen die Regierung, weil er ihr Benachteiligung, Korruption und Vetternwirtschaft vorwarf. 2014 überrannten die Huthis dei Einheiten von Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi. Sie zogen in die Hauptstadt Sanaa ein und eroberten zwischenzeitlich auch Teile der Südküste mit der Hafenstadt Aden. Verbündet sind die Aufständischen mit Truppen von Ex-Präsident Ali Abdullah Saleh. Iran wird vorgeworfen, die Huthis zu unterstützen, was Teheran bestreitet. |
Abed Rabbo Mansur Hadi Auf Druck der verbündeten Golfstaaten machte der ehemalige Machthaber Ali Abdullah Saleh seinen Stellvertreter Abed Rabbo Mansur Hadi 2012 zu seinem Nachfolger. Hadi, den eine Wahl ohne Gegenkandidaten im Amt bestätigte, erwies sich als schwach. Als die Huthis das Land eroberten, floh er nach Saudi-Arabien, von wo aus er bis heute regiert. |
Die saudische Militärkoalition Das sunnitische Militärbündnis unter Führung Riads fliegt – offiziell nach Hilfeersuchen Hadis – seit einem Jahr Angriffe in Jemen. Sie richten sich gegen Stellungen der Huthi-Rebellen, treffen aber auch immer wieder Zivilisten. In dem Bürgerkrieg sind im vergangenen Jahr laut UNO etwa 9000 Menschen ums Leben gekommen – mehr als 3000 davon Unbeteiligte. Teil der Allianz sind unter anderem die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait, Bahrain und Katar. |
Ali Abdullah Saleh Der bei den arabischen Aufständen gestürzte Langzeitpräsident Ali Abdullah Saleh weiss immer noch Teile der jemenitischen Armee hinter sich. In den Jahrzehnten seiner korrupten Herrschaft hatte er immense Reichtümer angehäuft. Das verschaffte ihm Zahlungsfähigkeit und Einfluss auf lange Dauer. Saleh verbündete sich schliesslich mit den Huthis, deren Aufstände er als Präsident noch niedergeschlagen hatte, gegen seinen Nachfolger Hadi. |
Terrororganisationen Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel, der mächtigste Ableger des weltweit agierenden Terrornetzwerkes, sowie die Terrormiliz «Islamischer Staat» (IS) gelten als heimliche Gewinner im Machtpoker um Jemen. Sie gewannen zuletzt vor allem im Süden des Landes an Einfluss. |