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Hurrikan «Irma» Warten auf den Sturm – besonders Miami Beach ist exponiert

Wer jetzt noch nicht weg ist, ist möglicherweise bereits zu spät dran, warnt Philip Levine, der Stadtpräsident von Miami Beach seine Bürgerinnen und Bürger: «Das ist ein sehr gefährlicher und starker Sturm.»

Levine drängt nun auch noch die letzten Bewohner, unverzüglich ihre Stadt zu verlassen. Um der Aufforderung Nachdruck zu verleihen, werden in Wohnblocks die Strom- und Wasserversorgung ausgeschaltet.

Sogar manche Spitäler wurden evakuiert. Mit jeder Stunde gleicht Miami Beach mehr einer Geisterstadt. Ausgerechnet dieser Sehnsuchtsort, mit seinem türkisfarbenen Wasser, dem weissen Sand, seinem Art-Deco-Viertel, seinen legendären Hotels wie das Fontainebleau oder das Delano. Sie sind Sinnbild in aller Welt für Luxustourismus.

Dabei ist Miami Beach buchstäblich auf Sand gebaut. Die langgezogene Insel ist zurzeit besonders gefährdet durch den Wirbelsturm «Irma». Doch bedroht ist sie ganz grundsätzlich.

Gerade erst hundert Jahre ist Miami Beach alt. Heute zählt die Stadt rund 90’000 Einwohner, hunderte von Hotels, tausende von Luxusresidenzen. Und schon seit vier Jahrzehnten muss sie permanent gegen die Naturgewalten verteidigt werden.

Auf Dauer ist die Natur stärker als der Mensch.
Autor: Robert Young Küstenforscher

Verschärfte Bauvorschriften

Der Meeresspiegel stieg seit der Stadtgründung um 25 Zentimeter und tut das immer schneller. Vor kurzem berichtete der Fernsehsender ABC von einem gigantischen Projekt, bei dem im Wortsinn Milliarden in den Sand gesteckt werden

Hunderttausende von Kubikmetern Sand werden aufgeschüttet, Mauern errichtet, Pumpen installiert, Strassen befestigt. Sogar das Ingenieurkorps der US-Armee wird eingesetzt. Nach dem letzten ganz grossen Hurrikan Andrew vor 25 Jahren wurden die Bauvorschriften verschärft. Fenster müssen seither robuster sein, Dächer besser befestigt werden. Bloss: Nachhaltig ist das alles nicht.

«Auf Dauer ist die Natur stärker»

Robert Young ist Küstenforscher an der Universität von Western Carolina. In seiner Vorlesung sagte er neulich, und zwar noch bevor der Wirbelsturm «Irma» zum ganz grossen Thema wurde, gerade an Orten wie Miami Beach müsste man eigentlich dazulernen. Man müsste akzeptieren, dass sich Küstenlinien verschöben, dass Mangrovensümpfe wanderten, Sandbänke abgetragen würden und woanders neue entstünden.

«Das Problem ist nicht, dass sich das Meer den Siedlungen nähert, sondern die Siedlungen dem Meer», sagt Young. Man baue heute Städte, wo eigentlich überhaupt nicht gebaut werden sollte.

Statt die Naturgewalten zu akzeptieren, leugne man sie und versuche sich, dagegen zu verteidigen Young ist aber überzeugt: «Auf Dauer ist die Natur stärker als der Mensch.»

Gerade an einem Ort wie Miami Beach, wo die Bodenpreise explodierten und inzwischen zu den höchsten der USA gehörten, wird das Gegenteil getan, von dem, was nötig wäre. Statt der Natur Raum zu geben, werden immer neue Gebiete erschlossen, wird in exponierten Zonen Land aufgeschüttet, preisen Immobilienhändler ständig neue Hotspots für millionenteure Villen.

Rick Scott, der republikanische Gouverneur von Florida gibt in diesen Stunden Pressekonferenzen und Interviews in Serie. Er ist hochgradig alarmiert, er warnt. Doch den Klimawandel blendet er weiterhin aus. Scott setzt auf Investitionen in die Katastrophenvorsorge. Für ihn sind Naturgewalten etwas, das man besiegen kann.

Nach 36 Stunden soll der Wirbelsturm Florida hinter sich gelassen haben, vermutlich mit massiven Verwüstungen. Doch in Miami Beach und anderswo im Bundesstaat wird wohl offiziell die Erkenntnis lauten: Weiter so wie bisher.

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