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Wegen Rohingya-Krise Aung San Suu Kyi verliert Menschenrechtspreis

  • Amnesty International hat Burmas De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi den Ehrentitel «Botschafterin des Gewissens» entzogen.
  • Amnesty begründet den Entscheid damit, dass sie sich weigert, das brutale Vorgehen gegen die muslimische Minderheit der Rohingya in Burma zu verurteilen.
  • Das sei nicht mit dem Preis vereinbar, weshalb er wieder aberkannt werde.

Amnesty-Generalsekretär Kumi Naidoo zeigte sich in einem Brief an Aung San Suu Kyi enttäuscht über die augenscheinliche «Gleichgültigkeit» der Friedensnobelpreisträgerin gegenüber den Gräueltaten des Militärs gegen die muslimische Minderheit in ihrem Land.

«Heute sind wir zutiefst bestürzt, dass Sie nicht länger ein Symbol der Hoffnung, des Mutes und der unermüdlichen Verteidigung der Menschenrechte sind», schrieb Naidoo.

Höchste Auszeichnung von Amnesty

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Amnesty International hatte Suu Kyi im Jahr 2009 den Ehrentitel «Botschafterin des Gewissens» verliehen, die höchste Auszeichnung der Menschenrechtsorganisation. Damals stand die langjährige Oppositionsführern noch unter Hausarrest.

Die einstige Oppositionsführerin steht wegen der brutalen Vertreibung von mehreren Hunderttausend Muslimen der Volksgruppe der Rohingya seit mehr als einem Jahr massiv in der Kritik. Die Vereinten Nationen sprechen gar von «Völkermord».

Friedensnobelpreis auf immer

«Amnesty International kann Ihren weiteren Status als Botschafterin des Gewissens nicht rechtfertigen, und deshalb entziehen wir Ihnen hiermit mit grossem Bedauern diesen Titel.»

Immer wieder gibt es auch Forderungen, Suu Kyi den Friedensnobelpreis wieder abzuerkennen. Dies ist nach Angaben des Nobelpreis-Komitees aber unmöglich.

Diese Titel und Preise hat Aung San Suu Kyi bereits verloren

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Einst war sie die Hoffnungsträgerin für die Demokratisierung in Burma. Aung San Suu Kyi wurde mit internationalen Preisen Ehrentiteln überhäuft. Bereits 1991 erhielt sie den Friedensnobelpreis. In der Folge war kaum eine Organisation zu unbedeutend, um sich nicht selber mit einem Preis an die Friedensaktivisten zu schmücken.

Nach ihrem Wahlsieg 2015 schloss Suu Kyi jedoch einen Pakt mit ihren bisherigen Gegnern, den Generälen. Zur militärischen Gewalt gegen die Rohingya-Minderheit in ihrem Land schweigt sie hartnäckig. Als De-facto-Regierungschefin ist sie zumindest mitverantwortlich für die ethnischen Säuberungen. Bisherige Weggeführten wenden sich von Suu Kyi ab. Folgende Ehrungen und Preise wurden ihr bereits aberkannt:

  • September 2018: Das kanadische Parlament entzieht Suu Kyi die Ehrenstaatsbürgerschaft wegen ihrer «hartnäckigen Weigerung, den Völkermord an den Rohingya zu verurteilen.»
  • August 2018: Der UNO-Hochkommissar für Menschenrechte in Genf legt Suu Kyi den Rücktritt nahe, weil sie sich zur «Sprecherin des Militärs» habe machen lassen.
  • März 2018: Das US-Holocaust-Museum entzieht Suu Kyi den Elie-Wiesel-Preis für Menschenrechte, weil sie Hoffnungen enttäuscht hatte, die brutale Militärkampagne gegen die Rohingya zu stoppen.
  • Januar 2018: Der ehemalige US-Diplomat, Pat Richardson, tritt aus einem Berater-Team von Suu Kyi zurück. Dem Rohingya-Panel gelinge es nicht, sich für die Anliegen der bedrohten Minderheit einzusetzen.
  • November 2017: Der irische Rockmusiker Bob Geldof gibt den Ehrenpreis der Freiheit der Stadt Dublin zurück, weil er nicht länger «den gleichen Titel tragen wolle wie Aun San Suu Kyi.»
  • Oktober 2017: Die englische Universitätsstadt Oxford aberkennt Suu Kyi die Auszeichnung «Freedom of the City», eine Art Ehrenbürgerschaft. Eine Würdigung sei «nicht mehr angemessen.»
  • September 2017: Selbst das St Hugh's College in Oxford, wo Suu Kyi 1964 bis 1967 studiert hatte, will nichts mehr von seiner berühmten Schülerin wissen. Das College hat das Porträt der Politikerin aus Protest entfernt.

Nicht aberkannt wird Aung San Suu Kyi der Friedensnobelpreis von 1991. Es gäbe kein Verfahren zur Aberkennung des Preises, hielt das Komitee in Oslo fest. Zudem würde die Aberkennung dazu führen, dass die weiteren Lebenswege sämtlicher bisheriger Nobelpreistreisträger dauernd neu beurteilt werden müssten.

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