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WTO-Chef schmeisst hin Führungskrise bei Welthandelsorganisation

  • Der Chef der Welthandelsorganisation (WTO), Roberto Azevedo, tritt vorzeitig von seinem Amt zurück.
  • Azevedo gibt persönliche Gründe für seinen Rücktritt an. Dies teilte er den Mitgliedsländern in Genf mit.
  • Der 62-jährige Brasilianer steht seit 2013 an der Spitze der WTO und ist gerade in seiner zweiten Amtszeit, die eigentlich noch bis Ende August 2021 geht.

Die WTO hat 164 Mitgliedsländer und soll Regeln für den weltweiten Handel etablieren sowie Streitfälle schlichten. Doch die Organisation ist zerstritten und hat in den vergangenen Jahren keine global verbindlichen Absprachen zustande bekommen.

Die WTO ist in einer tiefen Krise

US-Präsident Donald Trump hat der WTO wiederholt vorgeworfen, sein Land «über den Tisch ziehen» zu wollen. Er sieht die USA im Welthandel benachteiligt und liegt deshalb vor allem mit China und der EU über Kreuz. Die WTO soll eigentlich solche Konflikte über ein Schiedssystem lösen. Trump hat aber die Neubesetzung wichtiger Posten am WTO-Berufungsgericht blockiert. Damit ist das Gremium lahmgelegt.

Führungserfahrung ist gefragt

Auch andere Mitglieder fordern seit längerem eine WTO-Reform, die dem grösseren Einfluss Chinas in der Welt Rechnung trägt und sich dabei etwa Fragen wie staatlicher Beihilfen und erzwungener Technologie-Transfers stärker annimmt.

Der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer erklärte, sein Land werde sich bei der Suche nach einem Nachfolger Azevedos einbringen. EU-Handelskommissar Phil Hogan teilte mit, die Nachfolge müsse noch in diesem Jahr geklärt werden. Die WTO stehe vor grossen Herausforderungen.

Azevedo gilt als Karriere-Diplomat. Der Handelsexperte Simon Evenett von der Universität St. Gallen sagte, der künftige WTO-Chef dürfe kein Diplomat sein, sondern eine Person mit hochrangiger Erfahrung in einer Regierung.

SRF 4 News, 14.5.2020, 18:00 Uhr ; 

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