- Die Zahl der Toten bei den mehrtägigen Protesten im Irak ist weiter gestiegen.
- Seit Protestbeginn sind 110 Menschen ums Leben gekommen, teilt die staatliche Menschenrechtskommission in Bagdad mit.
- Mehr als 6000 Menschen wurden der Regierung zufolge verletzt. Die meisten davon seien Demonstranten.
Zudem sind Dutzende Gebäude beschädigt worden. In der Hauptstadt sowie in mehreren anderen Provinzen vor allem im Süden des Landes waren am letzten Dienstag Proteste gegen Korruption und Misswirtschaft ausgebrochen. Sicherheitskräfte gingen mit Tränengas und Schüssen gegen die Demonstranten vor.
Regierungschef Adel Abdel Mahdi hob die Ausgangssperre auf, die vor zwei Tagen begonnen hatte, wie die staatliche Agentur INA meldete.
Druck auf Regierung wächst
UN-Generelsekretär António Guterres rief die Regierung und die Demonstranten zu einem Dialog auf. Alle Beteiligten müssten «äusserste Zurückhaltung» zeigen, erklärte er in New York.
Der Druck auf die Regierung wächst zugleich weiter. Der einflussreiche schiitische Geistliche Muktada al-Sadr forderte ihren Rücktritt. Sein Block hatte bei der Parlamentswahl im vergangenen Jahr die meisten Sitze im Parlament gewonnen und die Regierung bislang unterstützt.
Militär räumt «übermässige» Gewalt ein
Nach neuen blutigen Protesten gegen die Regierung in Bagdad hat das irakische Militär «unverhältnismässige Gewaltanwendung» eingeräumt. «Wir haben damit begonnen, jene zur Verantwortung zu ziehen, die diese falschen Handlungen begangen haben», teilte die Armee am Montag mit.
Regierungschef Adel Abdel Mahdi habe angeordnet, «alle militärischen Einheiten aus Sadr City abzuziehen und durch Polizeieinheiten zu ersetzen», teilte das Militär mit. Demnach rief Mahdi zudem alle Truppen dazu auf, sich während der Proteste an die «Einsatzregeln» zu halten.