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Babysterblichkeit weltweit «Japan hat im Vergleich zur Schweiz die Nase vorn»

«Die Welt versagt beim Schutz von Babys»: Diese harschen Worte richtet das UNO-Kinderhilfswerk Unicef in seinem neusten Bericht an die Weltgemeinschaft. Pro Jahr sterben 2,6 Millionen Säuglinge bereits im ersten Monat. Gut ein Drittel von ihnen am Tag nach der Geburt. Fragen dazu an Jürg Keim von Unicef-Schweiz.

Ein Baby im Porträt
Legende: Baby Vilisi auf den Fidschi-Inseln, wo die Sterblichkeitsrate 8.8 von 1000 beträgt. Unicef

Jürg Keim

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Jürg Keim ist Mediensprecher von Unicef-Schweiz.

SRF News: Warum ist die Babysterblichkeit noch immer so hoch?

Jürg Keim: Die hohe Sterblichkeitsrate betrifft vor allem Neugeborene aus den ärmsten Ländern. Babys sind besonders anfällig für Infektionskrankheiten, etwa Lungenentzündungen oder Blutvergiftungen. Wenn sie die notwendige Grundversorgung nicht haben – sei es sauberes Wasser oder medizinische Einrichtungen – ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sie solche Krankheiten nicht überleben.

Im Bericht heisst es, die meisten Babys könnten durch «erschwingliche Lösungen» gerettet werden. Wie sehen solche Lösungen aus?

Es gibt verschiedene Massnahmen, die helfen könnten. In erster Linie geht es darum, dass betroffene Regierungen Investitionen bereitstellen, damit genügend medizinisches Personal ausgebildet und zur Verfügung gestellt wird. Zudem braucht es Gesundheitszentren, die mit Wasser, Desinfektionsmitteln und Elektrizität ausgestattet sind. Mütter und Kinder brauchen die erforderlichen Medikamente und das medizinische Equipment. Das sind alles Massnahmen, die eigentlich finanzierbar sind.

Die besten Überlebenschancen haben Babys in Japan. In der Schweiz sterben sie bereits dreimal häufiger. Gibt es dafür eine Erklärung?

Die Schweiz hat ein gutes aber nicht das beste Gesundheitssystem auf der Welt. Aus der Statistik lässt sich aber lesen, dass die Unterschiede minimal sind. Beeinflusst wird die Sterblichkeitsrate durch verschiedene Faktoren, beispielsweise, wie viele Kinder in sogenannten babyfreundlichen Spitälern zur Welt kommen, in denen das Personal Mütter unter anderem zum Stillen auffordert. Da hat Japan im Vergleich zur Schweiz die Nase vorne.

Legende:
Babysterblichkeit Pakistan, Schweiz und Japan In Prozent. Unicef

Pakistan ist im Bericht das Schlusslicht. Es gehört zwar zu den ärmeren Ländern der Welt aber nicht zu den allerärmsten. Wieso hat Pakistan so eine hohe Babysterblichkeit?

Pakistan hat die schlechteste Qualität von medizinischen Einrichtungen, die man sich wünschen kann. Es fehlt dort an allem. Es gibt keine überlebensnotwendige Versorgung von Neugeborenen. Es fehlt an Medikamenten, an sauberem Wasser und Mütter stillen ihre Babys in Pakistan oft nicht. Das ist auch ein Grund, weshalb Babys sterben können.

Die Kindersterblichkeit hat sich in den letzten 25 Jahren etwa halbiert – die Babysterblichkeit nicht. Was ist der Grund dafür?

Im Jahr 2000 wurden die sogenannten Millenniums-Entwicklungsziele gesetzt. Dank ihnen konnten bemerkenswerte Fortschritte in der Armutsbekämpfung und der Kindersterblichkeit erzielt werden. Insbesondere von den ärmsten und verwundbarsten Menschen sterben noch immer zu viele. Darauf muss jetzt der Fokus gerichtet werden. Babys sind in den ersten Tagen nach ihrer Geburt besonders verwundbar. Deshalb legt Unicef jetzt den Fokus auf diesen Bevölkerungsteil.

Ein Baby in Kirgistan
Legende: Hat bessere Chancen, als es noch vor einem Vierteljahrhundert gehabt hätte: Ein Baby in Kirgistan. unicef
Audio
«In Pakistan fehlt es an Allem»
aus SRF 4 News aktuell vom 20.02.2018.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 13 Sekunden.

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