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Kostenfalle Combox: Konsumentenschützer zeigen die Swisscom an
Aus Espresso vom 23.08.2017. Bild: key
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Kostenfalle Combox Konsumentenschützer zeigen die Swisscom an

Ein Anruf auf die Combox im Ausland wird allenfalls doppelt oder dreifach verrechnet. Nun wird die Swisscom deswegen angezeigt.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Schweizerische Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) will die Swisscom anzeigen wegen Verstoss gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb. Der Vorwurf: Sie soll Roamingtarife zu Unrecht verrechnen.
  • Konkret geht es um Anrufe auf die Combox bei Aufenthalten im Ausland. Diese können Empfänger teuer zu stehen kommen – selbst wenn die Combox nicht abgehört wird.
  • Dies könne verhindert werden mit sogenanntem «Anti-Tromboning». Swisscom habe diese Technologie, lasse aber ihre Kunden nicht profitieren, so die SKS.
  • Die Swisscom weist die Vorwürfe zurück und will eine allfällige Strafanzeige der SKS prüfen.

Gleich mehrere verärgerte Swisscom-Kunden haben sich beim SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» gemeldet, nachdem sie auf ihrer Rechnung die hohen Combox-Kosten entdeckten. Bei einer Hörerin war es zum Beispiel ein Callcenter, ein Werbeanruf, der zu spät unterbrochen wurde und während ihren USA-Ferien auf der Combox gelandet war. Diese wenigen Sekunden kosten die Kundin schon mehr als sieben Franken. Für sie ist das nicht nachvollziehbar: «Das nervt», sagt sie gegenüber «Espresso».

Umweg über ausländisches Netz

Das Ganze ist nicht nur ein Swisscom-Problem. Auch andere Anbieter verrechnen Combox-Anrufe doppelt und dreifach. Swissom, Sunrise und Salt erklären das so: Zuerst müsse eine Verbindung ins Ausland aufgebaut werden und dann – falls der Empfänger den Anruf nicht entgegennehme – erfolge eine Weiterleitung zurück in die Schweiz zur Combox bzw. auf die Mailbox oder Voicemail (dieser Prozess nennt sich «Tromboning»). Dabei laufe der Anruf über ein ausländisches Netz. Der ausländische Anbieter verrechne dann den Aufwand dem Schweizer Telekomanbieter.

Swisscom verspricht kundenfreundlichere Lösung

Unterdessen gibt es eine technische Lösung, welche den teuren Umweg übers Ausland zurück in die Schweiz wenigstens teilweise verhindern kann. «Anti-Tromboning» nennt sich diese Lösung. Befindet sich jemand im Ausland, werden Anrufe auf sein Handy zurück aufs Schweizer Netz geholt, bevor sie über das ausländische Netz auf die Combox weitergeleitet werden.

Die Swisscom sagt, sie wende diese Lösung zum Teil schon an. Das allgemeine Ziel der Swisscom sei es, bis Ende Jahr eine «kundenfreundlichere Lösung» zu präsentieren, sagt Mediensprecherin Annina Merk. Wie diese konkret aussieht, darüber verrät die Sprecherin nichts. Vorerst sei Anti-Tromboning aber lediglich für Abo-Kunden möglich. Und man müsse das auch in Relationen sehen: Bei neun von zehn Combox-Nachrichten befinde sich der Empfänger in der EU – und ein Grossteil der Kunden habe Roaming in dieser Länderzone im Abo integriert.

«Swisscom hat Kunden getäuscht»

Tatsächlich betreibe die Swisscom schon mehrere Jahre Anti-Tromboning. Bislang hätten die Kunden davon aber nicht profitiert, sagt die Schweizerische Stiftung für Konsumentenschutz (SKS). Im Gegenteil, meint Geschäftsführerin Sara Stalder gegenüber «Espresso». Die Swisscom habe ihre Kunden im Glauben gelassen, dass weiterhin Roamingkosten anfallen würden. «Diese Kosten wurden den Kunden entsprechend verrechnet.» Ein Millionenbetrag sei damit ungerechtfertigterweise in der Kasse der Swisscom gelandet. Für Sara Stalder ist klar: «Die Swisscom hat ihre Kunden getäuscht.»

Nach Ansicht der SKS handelt es sich beim Vorgehen der Swisscom um einen Verstoss gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG). Noch diese Woche will die Stiftung deshalb Strafanzeige gegen die Swisscom einreichen.

Swisscom: «Es entstehen in jedem Fall Kosten»

Die Swisscom will eine allfällige Strafanzeige der SKS prüfen, wie sie sagt. «Die erhobenen Vorwürfe weisen wir aber zurück», sagt Sprecherin Annina Merk. Dass beim Anti-Tromboning keine Roamingkosten anfallen, stimme nicht: «Der Kunde befindet sich im Ausland – es wird also ein ausländisches Netz genutzt. Somit entstehen Kosten für die Netznutzung.» Es sei aber nachvollziehbar, dass die heutige Lösung für die Kunden nicht in jeden Fall verständlich sei. «Das schauen wir sicher an.»

Kein Thema ist Anti-Tromboning derzeit bei den beiden anderen grossen Anbietern Salt und Sunrise. Salt sagt auf Anfrage: «Gegenwärtig bietet Salt keine entsprechende Technologie an.» Und bei Sunrise heisst es lediglich, man prüfe Lösungen, um beispielsweise Doppelbelastungen bei Anrufen im Ausland zu reduzieren. Und dass es zu solchen Doppelbelastungen kommen kann, ist auch bei Salt und Sunrise nicht anders. Wer Roaming nicht im Abo integriert hat und die Combox im Ausland nicht ausschaltet, riskiert teilweise sogar noch höhere Kosten als bei der Swisscom.

Tipp: So tappen Sie nicht in die Combox-Falle

Um bei Auslandaufenthalten böse Überraschungen zu vermeiden, empfehlen die Anbieter, die Combox während der Ferien ganz auszuschalten oder alle Anrufe direkt an die Combox weiterzuleiten. Damit entfällt der Weg übers Ausland. Oder man solle doch eine Option wählen, in der Roaming inbegriffen sei. Auch so spare man sich die hohen Combox-Kosten.

Wie schalte ich meine Combox aus und ein?


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SWISSCOM## 004 #, dann Anruftaste drücken** 004 * +41 86 (Handy-Nr eingeben, 079…) # , Anruftaste
SUNRISE# 145 #* 145 #
SALT## 004 # , Anruftaste drücken*004* 086 (Handy-Nr eingeben) #, Anruftaste
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