Es ist entgegen mancher Erwartungen ein wuchtiges Ja: Mit über 76 Prozent wollen die Stimmberechtigten die Teilrevision der Kirchenordnung.
Teilrevision Kirchenordnung
Ja | Nein |
91'510 | 28'406 |
Widerstand hatte man vor allem aus kleineren Kirchgemeinden erwartet. Doch nur wenige kleinere Gemeinden lehnten die Reform ab.
«Es gab wenig Argumente hinter den Fakten»
Kirchenratspräsident Michel Müller ist vom Resultat deshalb hoch erfreut und auch ein wenig überrascht – er hätte ein weniger deutliches Ergebnis erwartet. Zu den Gründen meint Müller, dass hinter den Argumenten der Gegner wie Zentralisierung oder ungerechte Verteilung von Pfarrstellen wenig Fakten gestanden hätten: «In der Kirchenordnung finden Sie nirgends eine Bestätigung für die Behauptungen der Gegner.» Er sei aber nicht sicher gewesen, ob man auf den Lärm oder die Fakten höre.
Ich wusste nicht, hört man auf den Lärm oder hört man sich die Fakten an.
Mit der neuen Kirchenordnung will die reformierte Kirche des Kantons Zürich dem Mitgliederschwund begegnen. Die neue Ordnung will Fusionen kleinerer Kirchgemeinden fördern. Entsprechend sind für kleinere Kirchgemeinden künftig weniger, für grössere dafür mehr Pfarrstellen vorgesehen. Die Vorlage war innerhalb der reformierten Kirche stark umstritten. «Die Pfarrstellenzuteilung war schwierig zu verstehen und einige Gemeinden werden einen Nachteil erleiden», gibt Müller zu. Dennoch sei die Zustimmung gross gewesen.
Stadtzürcher Kirchgemeinden betroffen
Auch für die Stadt Zürich sind die Konsequenzen gross: Nun können sich die 32 bereits fusionswilligen Kirchgemeinden der Stadt Zürich anfangs 2019 zu grösseren Einheiten zusammenschliessen. Ein Ungleichgewicht zwischen Stadt und Land werde es nicht geben, sagt Müller. «Die Solidarität ist gegenseitig», ist er zuversichtlich. Nun gelte es, den Gemeinden und den Pfarrern zu helfen, wie sie ihre Arbeit aufteilen sollen.
Gegner befürchten eine «Verwaltungskirche»
Die Gegner üben sich derweil im Wundenlecken. «Hätten wir nichts gemacht, wäre das Resultat noch viel deutlicher gewesen», glaubt Ivan Walther vom gegnerischen Komitee. Sie hätten es nicht geschafft, die Leute wirklich auf die Sache aufmerksam zu machen, meint er selbstkritisch.
Die Leute könnten sich von grossen Strukturen abwenden.
Nach dem Ja befürchten sie, dass die Kirche zu einer «Verwaltungskirche» wird und die Souveränität der Gemeinden verloren geht, erklärt Walther. Und er glaubt, dass sich die Leute in den grossen Strukturen unwohl fühlen. Bei der Umsetzung wollen die Gegner der Reform jetzt genau hinsehen und nach Möglichkeiten suchen, Einfluss zu nehmen.