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Im Umfragehoch Trügerischer Startvorteil für Fair-Food-Initiative?

Das Wichtigste in Kürze

  • 78 Prozent der Stimmberechtigten wollen am 23. September für die Fair-Food-Initiative der Grünen stimmen.
  • Die Meinungsbildung ist aber erst schwach ausgeprägt und die Argumente der Gegner sind noch wenig bekannt.
  • Der Ausgang der Abstimmung bleibt damit offen: Ein Einbruch des Ja-Lagers ist möglich.

Lebensmittel von hoher Qualität, die ressourcenschonend, tierfreundlich und unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt werden. Das verlangt – in aller Kürze – die Fair-Food-Initiative der Grünen.

Satte 78 Prozent der Stimmberechtigten finden: Wenn die Initiative am 23. September zur Abstimmung kommt, wollen wir dieses Anliegen unterstützen. Die Zustimmungsrate bildet – in diesem frühen Stadium des Abstimmungskampfes – einen Rekordwert in dieser Legislatur.

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Martina Mousson: «Es ist noch kein Schwung in den Kampagnen»
Aus News-Clip vom 16.08.2018.
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Ist das Rennen damit bereits gelaufen? Mitnichten. Denn laut der ersten Umfrage von gfs.bern im Auftrag der SRG hat die Sache einen Haken: «Ein grosser Teil der Zustimmung ist tendenzieller Natur», sagt die Politologin Martina Mousson von gfs.bern.

Die Idee trifft den Zeitgeist.
Autor: Martina Moussongfs.bern

Zudem haben die Gegner der Initiative ihren Abstimmungskampf erst gerade lanciert: «Nichts ist in Stein gemeisselt. Die Auseinandersetzung mit den Argumenten der Gegner fehlt noch», so Mousson.

Auch, weil die Schweiz noch etwas im «Ferienmodus» pendle. Die Kampagnen seien noch nicht wirklich angelaufen und in den Medien und der Öffentlichkeit rezipiert worden, so die Politikwissenschafterin.

Entscheidet am Ende das Portemonnaie?

Die Initianten führen jedoch zugkräftige Argumente ins Feld. Die Ablehnung der Massentierhaltung wirke bei vielen Befragten, erklärt Mousson. Mit «gutem Gewissen» zu essen sei populär bei den Konsumenten: «Man möchte sich mit fair hergestellten Lebensmitteln ernähren. Die Idee trifft den Zeitgeist.»

Die Gegner nehmen die beiden Agrar-Initiativen gemeinsam ins Visier. Die bürgerlichen Parteien und die Wirtschaftsverbände warnen vor einer «Sowjetisierung» der Landwirtschaft im Falle einer Annahme: Die Auswahl an Lebensmitteln werde sinken, dafür würden die Preise steigen.

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Martina Mousson: «Die Initiative trifft den Zeitgeist, aber...»
Aus News-Clip vom 16.08.2018.
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Das Kosten-Argument könnte auch bei der Fair-Food-Initiative durchschlagende Wirkung entfalten, glaubt Mousson. Wenn Initiativen zu Verteuerungen führten, sei man letztlich doch nicht mehr so begeistert von der Idee: «Die Frage ist: Ist man bereit dafür zu zahlen?»

Vor allem Stimmberechtigte mit geringerem Haushaltseinkommen könnten diese Frage mit einem Nein beantworten. Sie stehen derzeit noch stramm hinter der Initiative. Zudem dürften sich bürgerliche Wähler im Abstimmungskampf den Parolen ihrer jeweiligen Parteien annähern, prognostiziert Mousson.

Zuspruch bei Frauen und SVP-Wählern

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Neben dem linken, ökologisch gesinnten Lager geniesst die Initiative auch unter tendenziell heimatschützerisch gesinnten SVP-Wählern hohe Zustimmung. Zudem tendieren Frauen eher zur Annahme der Initiative als Männer – laut gfs.bern ein häufig beobachtetes Phänomen bei Ernährungsvorlagen.

Laut den Initianten soll der Bund auch Anforderungen für Importprodukte festlegen. Das gegnerische Lager, zu dem auch der Bundesrat gehört, warnt bereits vor einem «Bürokratiemonster».

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Martina Mousson: «Die Agrar-Initiativen bieten Angriffsflächen»
Aus News-Clip vom 16.08.2018.
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Und: «Bei beiden Agrar-Initiativen ist unklar, was eine Annahme für unsere Handelsbeziehungen mit dem Ausland bedeuten würde», sagt Mousson. Die Angst vor Konflikten mit Handelspartnern ist denn auch das stärkste Argument im Nein-Lager.

So befragt das Institut gfs.bern

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Die Umfrage wurde im Auftrag der SRG SSR vom Forschungsinstitut gfs.bern zwischen dem 30. Juli und 10. August 2018 durchgeführt. Befragt wurden 1200 stimmberechtigte Personen mit Wohnsitz in der Schweiz: 700 Personen aus der Deutschschweiz, 300 aus der Romandie und 200 aus der italienischsprachigen Schweiz.

Die Stichprobe ist sprachregional gewichtet und repräsentativ für die Schweizer Stimmberechtigten. Der statistische Fehler bei der gesamten Stichprobengrösse beträgt ± 2,9 Prozentpunkte.

Bei 1200 Befragten und einem Befragungsergebnis von 50 Prozent liegt der effektive Wert mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit zwischen 47,1 und 52,9 Prozent. Dabei sind kleinere Abweichungen wahrscheinlicher, grössere unwahrscheinlicher.

Wie wird gefragt?

Alle Interviews wurden telefonisch durchgeführt, mehrheitlich per Festnetz, aber auch per Handy. Die befragten Stimmberechtigten hatten jeweils fünf Antwortmöglichkeiten zur Verfügung: «bestimmt dafür», «eher dafür», «weiss nicht/keine Antwort», «bestimmt dagegen» und «eher dagegen».

Für eine vereinfachte Darstellung im Artikel wurden in den meisten Fällen die Antworten «bestimmt dafür» und «eher dafür» zusammengezählt – entsprechend wurde auch mit den Antworten «bestimmt dagegen» und «eher dagegen» verfahren.

Konkret wurde etwa gefragt: «Ganz unabhängig davon, wie sicher Sie sind, dass Sie an dieser Volksabstimmung teilnehmen würden: Wenn morgen schon über die Vorlage abgestimmt würde, wären Sie dann bestimmt dafür, eher dafür, eher dagegen oder bestimmt dagegen?»

Umfragen sind Momentaufnahmen

Das Forschungsinstitut gfs.bern führt zwei Umfragen zur Abstimmung vom 23. September 2018 durch. Die erste Umfrage, wie sie jetzt vorliegt, ist eine Momentaufnahme und widerspiegelt die gegenwärtige Situation, wie die Autoren betonen: Die Ergebnisse seien kein vorweg genommenes Abstimmungsergebnis; sie geben den Stand der Meinungsbildung nach Eröffnung des Abstimmungskampfes wieder. Erst nach Vorliegen der zweiten Befragung sind allenfalls Aussagen über den Trend möglich.

Detaillierte Informationen zur Befragungsart und den Interpretationen der Ergebnisse finden Sie auf der Site des Instituts gfs.bern, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen.

Absturzgefahr trotz grosser Sympathien

Moussons Fazit: «Die Erfahrung zeigt, dass noch viel möglich ist. Wir erwarten, dass der Ja-Anteil einbrechen wird.» Die Frage sei allerdings, wie stark dieser Einbruch sein werde.

Schon in der Vergangenheit habe es Initiativen gegeben, die ähnlich euphorisch gestartet seien und an der Urne nicht reüssierten: «Es gab schon Fälle, in denen der Ja-Anteil um bis zu 40 Prozentpunkte zurückging», schliesst Mousson.

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