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Antisemitismus-Eklat bei Lazio Polizei ermittelt 16 Verdächtige

  • Im neuen Fall von Antisemitismus beim italienischen Erstligisten Lazio Rom hat die Polizei in Rom 16 Täter identifiziert.
  • Sie sollen unter anderem Aufkleber mit Anne Frank im Trikot des verhassten Stadtrivalen im römischen Olympiastadion angebracht haben.
  • Die römische Staatsanwaltschaft leitete gegen die Verdächtigen eine Untersuchung wegen Anstiftung zu rassistischem Hass ein. Diesen drohen mehrere Jahre Haft.

Lazio-Präsident Claudio Lotito hängt einen Kranz mit Lazio-Farben an einer Synagoge auf.
Legende: Lazio-Präsident Claudio Lotito (rechts) hängte eigens einen Kranz an einer Synagoge auf. Keystone

Durch die Auswertung des Materials von Überwachungskameras innerhalb des Stadions seien 16 Personen ermittelt worden, drei von ihnen seien minderjährig, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa.

Der Präsident von Lazio Rom, Claudio Lotito, rechnet nicht mit einer Strafe für den Verein. Die Anne-Frank-Aufkleber seien eine Aktion von mehreren «Dummköpfen, die nicht wissen, was sie angerichtet haben», zitierte ihn die «Gazzetta dello Sport». Lotito hatte am Dienstag die Synagoge in Rom besucht und als Zeichen des Respekts einen Kranz niedergelegt – dieser war kurz darauf von Unbekannten in den Tiber geworfen worden.

Die Lazio-Ultras Irriducibili wollten dem Club am Mittwoch nicht zum Spiel nach Bologna folgen, wie die «Gazzetta» berichtete. Die «Unbeugsamen» fühlten sich gezwungen, darauf zu verzichten, «um nicht Teil des Medientheaters der vergangenen Stunden zu werden», zitierte das Blatt aus einer Mitteilung. «Unsere übliche Art und Weise, uns als Fans auszudrücken, könnte falsch verstanden werden von denjenigen, die Lazio und seinen Fans zuletzt schaden wollten.»

«Man kann sich leider die Fans nicht aussuchen»

Der Präsident von Italiens Olympischem Komitee (CONI), Giovanni Malagó, erklärte sich vor der antisemitischen Aktion sprachlos. «Das ruiniert all unsere bisherige Arbeit gegen den Rassismus», kommentierte Malagó. Juventus-Klubchef Andrea Agnelli erklärte sich mit Lotito solidarisch. «Man kann sich leider die Fans nicht aussuchen», sagte Agnelli.

Italiens Politik verurteilte die Vorfälle aufs Schärfste. Premierminister Paolo Gentiloni betonte, dass die «unglaubliche» und «nicht akzeptable» Tat nicht «kleingeredet» werden dürfe. Auch Staatspräsident Sergio Mattarella bezeichnete den Vorfall als «erschreckend» für Italien. Italiens Ex-Premier Matteo Renzi forderte, dass die Fussballklubs mit dem jüdischen Stern auf den Trikots auflaufen sollten.

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