Die meisten Schweizer zwischen Genf und Rorschach haben wohl das Gefühl, dass der Winter nicht stattgefunden hat. So falsch ist der Eindruck nicht. An den meisten Orten gab es seit dem ersten Dezember kaum Schnee. In Basel war die Neuschneesumme 0 und auch Bern und Zürich wurden nicht mit Schnee verwöhnt. Beide erreichten eine Neuschneesumme von zwei Zentimetern.
Es war nie richtig kalt
Zudem war es deutlich zu mild. An den meisten Orten war es rund 2,5 Grad wärmer als die klimatologisch-relevante Referenz der Jahre 1961 bis 1990.
Wie mild der Winter war, zeigt die Statistik der Eistage im Flachland. In Basel gab es in diesem Winter nicht einen Tag mit einer Höchsttemperatur unter dem Gefrierpunkt. In Zürich und Bern wurde im Januar und Februar ebenfalls nicht ein einziger Eistag verzeichnet.
Speziell ist auch die Statistik der Minimumtemperaturen. In Pully am Genfersee wurde es während des ganzen Winters nie kälter als minus 1,8 Grad. Auch in Zürich wurde es nie richtig kalt. Auf dem Zürichberg betrug die Minimumtemperatur des ganzen Winters minus 4,3 Grad. Der absolute Tiefstwert für bewohnte Gebiete wurde in diesem Winter in Sils im Engadin mit minus 25 Grad registriert, am 29. Januar.
Föhn sorgt für Allzeitrekord
Der Winter war geprägt durch häufige und teils lange andauernde Föhnphasen. Entsprechend wichen die Temperaturen im Osten am meisten vom Üblichen ab.
In Chur und Bad Ragaz war es der wärmste Winter überhaupt seit Beginn der systematischen Aufzeichnungen Ende des 19. Jahrhunderts. Der Überschuss betrug dort rund vier Grad gegenüber der Referenz 1961 bis 1990. An den anderen Orten war der Winter 2006/07 wärmer, teilweise auch noch der Winter 1989/90.
Rekordschnee im Süden
Auch südlich der Alpen war der Winter deutlich zu warm, meist zwischen 1,5 und 2,5 Grad. Dennoch gab es Schnee wie seit mehr als 60 Jahren nicht mehr. In San Bernardino lagen Mitte Februar rund zweieinhalb Meter Schnee. Das gab es zu dieser Jahreszeit noch nie seit Beginn der systematischen Messungen zu Beginn der 1950er-Jahre.
Auch in Campo Blenio (TI) auf nur rund 1200 Metern über Meer lagen Mitte Februar fast zwei Meter Schnee, auch das ist ein Rekord. Rekordschneemengen wurden teilweise auch aus dem Oberengadin gemeldet.
Im Norden trotz allem im Durchschnitt
Obwohl es im Mittelland grün blieb, gab es oberhalb von etwa 1300 Metern seit Weihnachten durchschnittliche Schneehöhen. In Arosa liegt momentan 1,28 Meter Schnee, in Davos und Zermatt je ein Meter und in Mürren 1,15 Meter. Diese Werte liegen alle im Bereich des langjährigen Durchschnitts oder knapp darüber.
Mehrheitlich viel zu nass
Der Winter war ausser im Osten und in den Föhngebieten deutlich zu nass. Im Süden gab es doppelt bis drei Mal so viel Niederschlag wie sonst im Winter. Dies zeigt deutlich, dass für grosse Schneemengen in den Alpen nicht nur die Temperatur, sondern auch die Häufigkeit der Niederschläge verantwortlich ist.
Im Osten war der Winter deutlich sonniger als normal, wobei vor allem der Dezember ins Gewicht fiel, der zwischen Bern und dem Bodensee an vielen Orten der sonnigste seit Messbeginn war. Wenig zu lachen gab es dagegen auf der Alpensüdseite. Im Mittel- und Südtessin gab es nur etwa 60 Prozent des üblichen Sonnenscheins, sehr mager für die Sonnenstube der Schweiz.
Kommt der Winter doch noch?
Auch in den kommenden Tagen geht es mild weiter. Pünktlich auf den meteorologischen Frühlingsanfang am kommenden Wochenende, dem 1. März, wird es zwar etwas kühler, danach scheint es aber frühlingshaft weiter zu gehen.
Einen Überblick über das vergangene Wetterjahr 2013 gibt unsere Infografik: