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Fehlerhafte Zulassungsstudie Pestizid könnte Ungeborene gefährden

Chlorpyrifos wird in der Landwirtschaft und Schweizer Gärten eingesetzt. Eine neue Studie warnt vor Gehirnschäden.

Das Insektizid mit dem Wirkstoff Chlorpyrifos steht im Verdacht, bei Ungeborenen die Gehirnentwicklung zu beeinträchtigen. Offenbar wurde bei der Zulassungsstudie unsorgfältig gearbeitet, wie unabhängige Wissenschaftler herausgefunden haben. Kaufen kann man das Pestizid bei der Otto Hauenstein Samen AG, bei Leu und Gygax oder bei der Syngenta AG.

Der Wirkstoff des Herstellers Dow Agros Science lässt sich auch in uns Menschen nachweisen, wie der Chemiker Axel Mie vom schwedischen Karolinska-Institut sagt: «Wir haben es alle im Blut. In Europa wird es beim Anbau von Obst und Gemüse als Insektenmittel verwendet.»

Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft viel Chlorpyrifos im Blut hatten, hatten im Alter von sieben Jahren einen niedrigeren IQ.
Autor: Axel Mie Karolinska-Institut

In der Schweiz kommen vier bis sechs Tonnen jährlich auf die Äcker oder auf Zimmerpflanzen. Doch schon lange steht der Wirkstoff unter Verdacht, negative Auswirkungen auch auf den Menschen zu haben. In den USA gibt es unterdessen zwei Dutzend unabhängige Studien zum Thema.

Erschreckende Studienergebnisse

Die Studien mit dem besten Design verglichen die Auswirkungen des Wirkstoffs auf ganz kleine Kinder – von der Geburt bis sieben Jahre. Die Ergebnisse waren erschreckend: «Wir haben festgestellt, dass Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft viel Chlorpyrifos im Blut hatten, im Alter von sieben Jahren einen niedrigeren IQ hatten», sagt Mie.

Das Pestizid scheint sich also auf die Gehirnentwicklung des Menschen auszuwirken. Aber wie gut sind ist Studie wirklich? So gut, dass sie von der US-Umweltbehörde IPA ein Gütesiegel bekam, sagt Mie: «Die Behörde kam zum Schluss, dass die Qualität der Studie so hoch ist, dass man sie berücksichtigen muss.»

Fehlerhafte Zulassungsstudie

Dem schwedische Chemiker Mie und zwei Kollegen ist es gelungen, auf Umwegen auf die Studie zurückzugreifen, mit der Dow Chemicals nachweisen musste, dass der Stoff für den Menschen unbedenklich ist. In den Rohdaten dieser Tierversuchsstudie haben sie deutliche Hinweise darauf gefunden, dass bei allen getesteten Dosen der Aufbau des Gehirns signifikant beeinträchtigt wird.

Aber diese Daten waren offenbar nicht richtig ausgewertet worden. In der Studie zuhanden der Behörden, die für die Zulassung des Mittels massgeblich war, ist nichts davon zu lesen. «Wie es genau dazu gekommen ist, dass das Testlabor diese Funde nicht hervorgehoben hat, wissen wir nicht. Wir waren nicht dabei», sagt Mie. Dow Chemicals wollte sich dazu nicht äussern.

Bundesamt prüft Verbot

Die Bedenken gegenüber dem Wirkstoff sind unterdessen auch bei den europäischen und schweizerischen Behörden angekommen. Die Zulassung des Pestizids werde derzeit überprüft, sagt der Sprecher des Bundesamtes für Landwirtschaft, Jürg Jordi: «Der ganze Prozess dauert über ein Jahr. Erste Resultate sind Anfang 2019 zu erwarten.»

Es sieht danach aus, als würde der Wirkstoff bald verboten – wie viel Schaden er in den letzten zwölf Jahren angerichtet hat, bleibt offen.

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