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Forscher sind überrascht Je dicker ein gefundenes Portemonnaie, desto ehrlicher der Finder

  • Je mehr Geld sich in einem gefundenen Portemonnaie befindet, desto eher wird es dem Besitzer zurückgegeben.
  • Zu diesem Schluss kommt eine weltweit angelegte Studie unter Beteiligung der Universität Zürich, die damit bisherige Annahmen widerlegt.
  • Besonders ehrliche Finder sind demnach die Schweizer.

Mehrere Hundert Franken in einem gefundenen Portemonnaie: Da ist die Versuchung besonders gross, es einfach einzustecken. Davon gingen bisher sowohl Ökonomen aufgrund klassischer Modelle, als auch Befragte in der Studie aus – sie alle lagen damit falsch.

Wir nehmen fälschlicherweise an, dass unsere Mitmenschen sich egoistisch verhalten. In Realität ist ihnen ihr Selbstbild als ehrliche Person wichtiger als kurzfristiger monetärer Gewinn.
Autor: Alain Cohn Ökonom, Universität Michigan

Von 17’000 an Hotellobbys, in Banken, Museen, Post- oder Polizeistellen abgegebenen Portemonnaies fanden besonders jene wieder zurück, die hohe Geldbeträge enthielten. «Menschen wollen sich als ehrliche Personen sehen, nicht als Diebe», sagt Ökonom Michel Maréchal von der Universität Zürich – denn grundsätzlich ist es verboten, Gefundenes zu behalten. Das Behalten eines gefundenen Portemonnaies betrachteten denn viele der im Rahmen der Studie Befragten auch als Diebstahl, umso mehr, wenn das Portemonnaie viel Geld enthält.

Darum geben wir Gefundenes zurück

Die Wahrung des Selbstbildes als ehrliche Person überwiege den finanziellen Anreiz eines prall gefüllten Portemonnaies, so die Forscher. Dieses Bild von uns selbst als ehrlichem Menschen zu korrigieren, ist uns demnach das gefundene Geld nicht wert. Und je höher der einbehaltene Betrag, desto eher geriete dieses Bild ins Wanken. Da geben wir das Portemonnaie dann doch lieber zurück.

Dies gilt offenbar unabhängig von Kultur oder Wohlstand einer Weltregion. Mit nur vereinzelten Ausnahmen erhöht Geld im verlorenen Portemonnaie überall die Chance, dieses zurückzuerhalten.

Allein egoistische Überlegungen zur Wahrung unseres Selbstbildes sind es allerdings nicht, die uns zu ehrlichen Findern machen. So war in der Studie der Rücklauf an Portemonnaies auch dann höher, wenn sie zusätzlich einen Schlüssel enthielten. Dies, obwohl ein Schlüssel einzig dem Besitzer von Nutzen sein kann, für den Finder aber wertlos ist. Zumindest eine untergeordnete Rolle spiele für unsere Ehrlichkeit also auch die Uneigennützigkeit, schlussfolgern die Forscher.

Studie in 40 Ländern

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Die weltweit angelegte Ehrlichkeitsstudie wurde im Rahmen einer Partnerschaft zwischen der Universität Zürich und dem Gottlieb Duttweiler Institut durchgeführt. Beteiligt waren auch Forschende der US-Universitäten Michigan und Utah. Sie untersuchten in 355 Städten und 40 Ländern, was Menschen veranlasst, ein gefundenes Portemonnaie zu retournieren.

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