Fussballstars mit religiösen Tattoos, Torschützen, die Kusshände zum Himmel schicken, sich bekreuzigende Stürmerstars: Fussball und Religion passen offensichtlich gut zusammen.
Gedanken des Stadionpfarrers von Eintracht Frankfurt, Eugen Eckert, zu den Gemeinsamkeiten von Kirche und Fussball.
Das Fussballstadion als Tempel
«Viele Dinge, die in den Kirchen über Jahrhunderte zelebriert worden sind, sind von den Fans inzwischen in die Stadien mitgenommen worden», sagt Stadionpfarrer Eugen Eckert. So gebe es im Stadion den «heiligen Rasen» und die Spieler trügen «liturgische Kleidung» (die Trikots).
Die Messdiener des Fussballs
Beim Einlaufen aufs Spielfeld begleiten seit Jahren Kinder die Fussballstars. «Das ist wie der Einzug der Messdiener in der katholischen Messfeier», sagt Eckert. Die Schiedsrichter wiederum vergleicht der Frankfurter Stadionpfarrer mit dem Pfarrer und den Lektoren in der Messe: «Sie gewährleisten die Ordnung.»
Musik und Gesang – wie in einer Messe
Musik und Fangesänge gehören ebenfalls zu einem Fussballspiel. Dazu kommen Einpeitscher, die den Rhytmus vorgeben und die Fans einstimmen: Auch dies ein Element, das an eine Liturgie erinnert. «In den Fussball sind viele bekannte religiöse Elemente übertragen worden», sagt Eckert.
«Gott verhält sich neutral»
Beten bringt nichts, sagt Eckert. Denn Gott verhalte sich neutral. Gewiss werde vor vor jedem Spiel auf beiden Seiten für den Sieg gebetet – in diesem Dilemma könne sich Gott schlicht nicht für die eine oder andere Seite entscheiden.
Taufe und Heirat in der Stadionkapelle
«Ich habe in der Stadionkapelle schon 150 Taufen und viele Hochzeiten zelebriert», sagt Pfarrer Eckert mit einigem Stolz. Dabei erinnere er die Fans jeweils an die für Christen wichtigste Regel überhaupt: «Was du nicht willst, das man dir tut, füge keinem anderen zu», wie die Worte Jesu in den Volksmund übergegangen seien. Dies gelte auch für den Fussball und die Fans.
Vor jedem WM-Spiel eine Messe
Im Frankfurter Stadion findet während der WM ein grosses Public Viewing statt – jeweils mit einem ökumenischen Gottesdienst im Stadion. Vor dem Spiel Deutschlands gegen Schweden etwa werde der Gottesdienst zusammen mit den schwedischen Fans gefeiert: «Denn es gibt viel mehr, das uns verbindet, als uns trennt», so Eckert. «Beim Gebet gehört dann dazu, dass es fair zu geht und niemand verletzt aus dem Stadion abtransportiert werden muss.»
Das kann die Kirche vom Fussball lernen
«Die Kirche kann aus der Integrationskraft des Fussballs lernen», ist Eckert überzeugt. Er verweist dabei auf die zahlreichen Spieler mit Migrationshintergrund, aber auch auf die Tatsache, dass beim Fussball alle mitmachen könnten, die Lust dazu hätten. «Bei uns in den Kirchen ist diese Integrationskraft viel weniger stark zu sehen.»
Der Stadionpfarrer in seinem Element
Eugen Eckert selber liebt den Fussball und die Fans. Sonst wäre er wohl der falsche Mann im falschen Beruf – als Stadionpfarrer bei Eintracht Frankfurt.