- Umweltministerin Leuthard reist heute nach Dänemark und Grönland. Sie besucht dabei auch eine Schweizer Forschungsstation im Westen Grönlands.
- Im laufenden Jahr hat sich die Schweiz bereits diplomatisch dem Nordpol angenähert: Seit Mitte Mai ist sie ständiger Beobachter beim Arktischen Rat.
- Die Schweiz hat damit zwar kein Stimmrecht im Gremium der Anrainer-Staaten der Arktis. Aber sie kann bei Forschungsinitiativen und Arbeitsgruppen mitmachen.
- Dass das klimapolitische Engagement im hohen Norden bedeutsam ist, belegen die alarmierenden Forschungsergebnisse des Swiss Camp.
Alles begann so ganz anders, als es die Apologeten des Klimawandels seit Jahrzehnten behaupten. Als Konrad Steffen 1990 das Swiss Camp auf dem Grönländischen Eisschild aufbaute, schien ein ewiger Winter Einzug zu halten: «Das Klima kühlte sich innerhalb von einem Jahr um etwa 1,5 Grad ab. Wir hatten keine Sommer mehr, sondern nur noch Niederschlag und Schnee in Grönland», sagt der Professor für Klima und Kryosphäre.
Waren die Schweizer Forscher in ihrer meteorologischen Basisstation der grossen «Klimalüge» auf der Spur? Leider nicht. Der «Wintereinbruch» war auf den Ausbruch des Vulkans Pinatubo auf den Philippinen zurückführen. Es sollte rund zwei Jahre dauern, bis sich die kleinen Partikel aus der Atmosphäre ausgeregnet hatten. «Danach stellten wir durch unsere Messungen und Beobachtungen fest, dass sich das Klima in Grönland stetig erwärmt», sagt Steffen.

In den letzten 15 Jahren notierte das Forscherteam eine Erwärmung um drei Grad, die Eisschmelze hat dramatische Ausmasse angenommen: Mittlerweile geht der zweitgrösste Eisschild der Welt (hinter der Antarktis) um jährlich 350 Kubikkilometer pro Jahr zurück – das entspricht dem sechsfachen Eisvolumen der gesamten Alpen.
Hochrangiger Besuch auf der Forschungsstation
Nun reist Umweltministerin Doris Leuthard in die menschenleere Arktis. Das Engagement der Schweiz im hohen Norden mag auf den ersten Blick abwegig erscheinen. Doch wenn es um den Klimawandel geht, haben die grosse Arktis und die kleine Schweiz inmitten der Alpen viel gemeinsam: «Die Erwärmung in Grönland ist vergleichbar mit derjenigen, die wir in den Alpen beobachten können», sagt Steffen.
Und sowohl am Nordpol als auch in unseren Bergen ist der Klimawandel augenfällig, weil das Eis schmilzt. Bei uns deutlich messbar am Rückgang der Gletscher und am Abtauen des Permafrosts, was Felsen und die Bauten darauf instabil macht. Schweizer Klima- und Polarforscher haben darum die Schweiz auch schon als vertikale, also «senkrechte arktische Nation» bezeichnet.

Dass Schweizer Forscher sich seit Jahrzehnten sozusagen vor der Haustür mit Eis und Schnee befassen, ist ein Grund dafür, dass Schweizer Wissenschaftler zu den führenden Polarforschern zählen.
Düstere Aussichten
Doch das Swiss Camp harrt nicht im (vermeintlich) ewigen Eis aus, um Rückschlüsse auf klimatische Entwicklungen in der Schweiz zu finden. Es geht, wie immer beim Klimawandel, um das ganz grosse Bild: «Wir machen die Untersuchungen, um ein globales Phänomen zu untersuchen: Wie reagiert der Meeresspiegel auf die Erwärmung in den polaren Regionen?»

Die Ergebnisse der Forschergruppe sind ernüchternd: Allein durch die Eisschmelze in Grönland steigt der globale Meeresspiegel jährlich um einen Millimeter. Das klingt nach wenig. Eingerechnet aller Eisvorkommen – auf Gletschern auf den Kontinenten und an den Polen – erwarten die Klimaforscher aber, dass der Meeresspiegel bis ins Jahr 2100 um einen Meter ansteigt.
Dann dürften die Bilder einsamer Südseeinseln, die allmählich vom Wasser verschluckt werden, geradezu idyllisch anmuten. «Es werden sehr grosse, dicht besiedelte Regionen betroffen sein. Sie müssen evakuiert werden, weil sie bis zum Ende des Jahrhunderts unter Wasser stehen», prognostiziert Steffen. Der Klimawandel kenne keine Grenzen, genauso wie die Wissenschaft, sagt der Forscher: «Wir arbeiten als globale Nation an diesem Problem.»
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