Weniger Foodwaste, also weniger Lebensmittelabfälle, und weniger Plastikverpackung, das wünschen sich Konsumentinnen und Konsumenten. Und die Verpackungsindustrie reagiert darauf. Allen voran das kalifornische Startup Apeel. Die amerikanische Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde FDA hat das Verfahren von Apeel auf dem amerikanischen Markt zugelassen. Jetzt wartet Apeel auf die Zulassung in Europa.
«Coating» heisst das Zauberwort. Eine unsichtbare Ummantelung, hergestellt aus Abfallprodukten der Lebensmittelindustrie.
Das Unternehmen verwendet dafür natürliche Zutaten. Aus Tomatenschalen, Traubenkernen und Stielen von Früchten und Gemüse hat die Firma dieses Coating hergestellt, das auf die Lebensmittel aufgesprüht wird. Eine durchsichtige, geschmacksneutrale Ummantelung für Früchte und Gemüse. Deren Haltbarkeit wird – so Apeel – um das drei bis fünffache verlängert.
Ziel: Verpackung ohne Plastik
Mit Tomatenschalen, Kartoffelschalen und Schalen von Krustentieren experimentiert und forscht auch die Lebensmittelwissenschaftlerin Susanna Miescher von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften, der ZHAW. «Im Moment wird weltweit an neuen Verpackungen, die ohne Plastik auskommen, geforscht», sagt Miescher. «Der Vorteil: In der Lebensmittelindustrie gibt es viel Abfall, den machen wir uns zu Nutze.»
Die Natur als Vorbild
«Wir nehmen uns die Natur zum Vorbild», sagt Miescher. Schalen und Blätter schützen ja auch Früchte und Gemüse, also werden diejenigen Substanzen aus den Lebensmittelabfällen extrahiert, die eben für den Schutz verantwortlich sind.
Coatings schützen Lebensmittel vor Feuchtigkeit und Sporen von Schimmelpilzen. Ganz wie das äussere Skelett von Krustentieren und Insekten, welche Miescher auch für die Oberflächenbehandlung von Lebensmitteln einsetzt. Zusätzlich enthalten Schalen von Krustentieren und Insekten Chitosan, welches eine anti-mikrobielle Wirkung hat. Sprich: Keime haben keine Chance.
Bis das Verfahren von Apeel auf dem europäischen Markt zugelassen ist oder bis die Forschung und Entwicklung von Susanna Miescher von der ZHAW marktreif ist, werden noch ein paar Erdbeeren im Körbchen schimmlig werden. Sind deshalb gleich alle Erdbeeren ungeniessbar? Der Berner Kantonschemiker Otmar Deflorin beschwichtigt: «Es reicht, wenn die schimmligen Früchte entsorgt werden und die Erdbeeren, die unmittelbar daneben im Körbchen sind».
Wie vermeidet man Schimmel?
«Immer mit sauberen, nicht kontaminierten Messern und Löffeln arbeiten», sagt Deflorin. Die Sporen der Schimmelpilze sind von blossem Auge nicht sichtbar und fliegen durch die Luft und lassen sich gerne auf frischen Lebensmitteln nieder, so Deflorin.
Und wenn man mal etwas mit Schimmel gegessen hat, ist das nicht weiter schlimm. Vielleicht macht sich ein Unwohlsein bemerkbar. Aber Fachleute warnen: Auf Dauer kann man aber durchaus gesundheitlich beeinträchtigt werden. Schimmelpilze enthalten sogenannte Mykotoxine wie Aflatoxine, die Leberkrebs verursachen können.