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Nachwehen von Sturm «Burglind» «Wir erwarten grosse Lawinen – bis in die Täler»

Die Niederschläge im Zuge von Wintersturm «Burglind» wirken sich auf die Lawinengefahr aus. «Weite Teile der Schweiz sind betroffen», warnt Christine Pielmeier vom SLF in Davos.

SRF News: Die Gefahrenkarte des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung leuchtet rot. Warum ist die Gefahr aktuell so gross?

Christine Pielmeier
Legende: Christine Pielmeier ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Schnee- und Lawinenforschung. Kilian J. Kessler

Christine Pielmeier: Wir haben in den letzten drei Tagen im Wallis einen guten Meter Neuschnee bekommen; am Alpennordhang – also von den Bernern bis zu den Glarner Alpen – einen halben Meter. Weiter südlich fiel etwas weniger Schnee. Zudem hat «Burglind» in der Höhe mit orkanartigen Böen den Schnee verfrachtet. Das Unwetter ist noch nicht ganz zu Ende. Wir erwarten heute noch einmal einen guten halben Meter Schnee, in den östlichen Berner Alpen sogar bis zu 70 Zentimeter. Der Wind ist weiterhin stark bis stürmisch. Und was auch noch dazukommt: Die Schneefallgrenze steigt im Laufe des Tages gegen 2000 Meter. Das heisst, der Neuschnee in den Bergen wird sehr schwer, und in den Lagen unterhalb der Waldgrenze wird die Schneedecke durch den Regen durchnässt und dadurch geschwächt.

Wie ungewöhnlich ist diese grosse Lawinengefahr für die Schweiz?

Grosse Lawinengefahr kommt im Winter im Schnitt an ein bis zwei Prozent aller Tage vor. Es ist also nicht total ungewöhnlich. Was momentan ungewöhnlich ist, ist dass weite Teile der Schweiz betroffen sind. Die Gefahrenstufe «gross» gilt vom Wallis über den Alpennordhang bis ins Unterengadin. «Gross» bedeutet, dass sich Lawinen in der Höhe spontan von selbst lösen können. Wir erwarten grosse Lawinen, die bis in die Täler vordringen können. Es herrscht also eine sehr gefährliche Lawinensituation in einem Grossteil der Alpen im Moment.

Die Bevölkerung sollte unbedingt Sperrungen von Strassen, aber auch von Loipen und Pisten beachten.
Lawinengefahrenkarte Schweiz, Alpenraum rot (grosse Gefahr), Randgebiete gelb.
Legende: Auf der Lawinengefahrenkarte ist der Alpenkamm rot. Das heisst, es herrscht grosse Gefahr. SLF

Das heisst, Schneesportler, aber auch Anwohner sind gefährdet?

Für Schneesportler ist die Lawinensituation abseits von geöffneten Pisten sehr gefährlich. Für die Anwohner auch: Besonders exponierte Gebäude und auch Verkehrswege können gefährdet sein. Wir arbeiten sehr eng mit den Sicherheitsdiensten zusammen und tauschen uns aus. Die Bevölkerung sollte unbedingt Sperrungen von Strassen, aber auch von Loipen und Pisten beachten.

Wird die Gefahr in den kommenden Tagen so gross bleiben?

Wir müssen damit rechnen, dass die Gefahr bis Freitag so gross bleibt. Es gibt in der Nacht noch weitere Niederschläge in den gleichen Gebieten im Wallis und am Alpennordhang. Und auch der stürmische Wind in der Höhe hält noch bis Freitagmorgen an. Am Samstag wird sich die Situation dann langsam beruhigen.

Das Gespräch führte Susanne Stöckl.

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