Zum Inhalt springen

Neue ETH-Klimastudie Klimawandel für jeden einzelnen Tag nachweisbar

Für die Jahre seit 2012 könne man den Klimawandel an jedem einzelnen Tag identifizieren, so die Forscher.

An langfristigen Phänomenen wie dem Abschmelzen der Gletscher oder dem fehlenden Schnee in tieferen Lagen kann man den Klimawandel erkennen. Doch beim täglichen Wetter hat man bis vor Kurzem keine Anzeichen der globalen Erwärmung entdecken können. Es schwanke zu stark, erklärten Klimaforscher.

Studie geht auf Trump-Tweet zurück

Doch jetzt ist es einem Team der ETH Zürich erstmals gelungen, im globalen Wettergeschehen einzelner Tage einen Fingerabdruck der Klimaerwärmung zu entdecken. Den Antrieb zu der Studie gab US-Präsident Donald Trump mit einem seiner Tweets. Vor gut einem Jahr tweetete er anlässlich einer Kältewelle in den USA, er hätte gerne mehr «von dieser Klimaerwärmung».

«Wir fragten uns, ob das Wetter eines einzigen Tages irgendwo auf der Welt etwas über die Klimaerwärmung aussagen kann», sagt der ETH-Klimaforscher Reto Knutti. Seinem Team war klar, dass das unmöglich ist. Zu unterschiedlich sind die Kapriolen des Wetters.

Doch wenn man alle vorhandenen Informationen des Wetters der ganzen Erde nehme, seien sehr wohl Aussagen dazu möglich: «Aus den räumlichen Veränderungen – etwa im Unterschied zwischen Australien und Europa – kann man den Klimawandel erkennen», so Knutti.

Der Klimawandel wird täglich nachweisbar

Weil man dafür eine Unmenge von Daten analysieren muss, trainierten die Forscher ihre Computer für den Job. Die Rechenmaschinen sollten lernen, auffällige Muster in den täglichen Wetterdaten zu erkennen. Damit konnten sie zeigen, wie sich das Wetter an manchen Orten nachweisbar verändert hat. «Man kann die regionalen Unterschiede kombinieren und sagen, ob die Veränderung vom Klimawandel verursacht ist.»

Schneeband im Grünen.
Legende: Hier ist die Klimaerwärmung deutlich sichtbar: In tieferen Lagen fällt weniger Schnee als früher. Keystone

Schliesslich fütterte das Forscherteam dem trainierten Computer die ganzen globalen Wetterdaten der letzten Jahrzehnte. Ergebnis: Für die Jahre seit 2012 könne man den Klimawandel an jedem einzelnen Tag identifizieren, sagt Knutti. Seit acht Jahren ist der Fingerabdruck der Klimaerwärmung im täglichen Wetter also nachweisbar. «Das Wetter ist anders als es je war. Und der Mensch ist dafür verantwortlich», so die Erkenntnis des Klimaforschers.

Wetter-Blockaden häufiger als früher?

Manche Auswirkungen sind bekannt. So werden die Sommer wärmer, manche Extremereignisse werden noch extremer – wie etwa starke Regenfälle. Die Forscher sind aber auch Veränderungen des ganzen Wettersystems auf der Spur.

So gebe es Studien, die zeigten, dass gewisse Wetterlagen länger andauern als früher, so Knutti. Allerdings ist dieses Phänomen noch nicht sicher nachgewiesen. «Im Sommer ist der Effekt klarer, im Winter ist er noch nicht so klar», beschreibt der ETH-Professor den Stand des Wissens.

Solche Wetterblockaden können im Sommer zu Hitze- und im Winter zu Kältewellen führen. Damit sind wir wieder beim Ausgangspunkt der neuen ETH-Studie: dem Tweet von Präsident Trump über die Kältewelle vor einem Jahr.

Prognosen werden verbessert

Die Erkenntnisse werden mithelfen, die Computersimulationen des Klimas zu verbessern. Und damit werden auch die Prognosen der Forscher für die nächsten Jahrzehnte treffsicherer. Klimaforscher Knutti hofft, dass die Studie auch jenseits der Forschung nützlich sein wird und den Menschen besser verdeutlicht werden kann, dass das tägliche Wetter vom Klimawandel geprägt ist.

Klar ist: Die Debatte über die Erwärmung und die richtige Antwort darauf wird auch im neuen Jahr weitergehen.

Meistgelesene Artikel