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Neue Überschwemmungen drohen In Venedig stehen die Touristen wieder Schlange

  • Die Lage in Venedig bleibt nach tagelangem Hochwasser angespannt. Für den späten Samstag kündigten Meteorologen neue Unwetter an.
  • Auch eine weitere Überschwemmung des Markusplatzes wird erwartet.
  • Am Morgen aber herrschte auf dem Markusplatz fast wieder «business as usual».

Wie die italienische Nachrichtenagentur ansa berichtet, wird San Marco bereits wieder von Touristen «überfallen». Dies, obwohl die Auswirkungen der Hochwasser vom Dienstag und Freitag noch sichtbar sind.

Markusplatz mit Touristenschlangen.
Legende: Bereits wieder Schlangen auf dem weltberühmten Markusplatz in Venedig. Screenshot Skyline Webcams

Hunderte von Chinesen und Japanern sowie Touristengruppen aus anderen Ländern hätten bereits um 9 Uhr morgens hinter ihren Guides auf den Stegen Schlange standen, welche in Hinblick auf neue Überschwemmungen notdürftig errichtet wurden.

Denn für Mittag sagt die Kommune wieder einen Wasser-Höchststand von etwa 120 Zentimetern über dem normalen Meeresspiegel vorher. Bei dieser Höhe wird auch der Markusplatz erneut überschwemmt, weil er der niedrigste Punkt der Lagunenstadt ist.

Der Wert liegt allerdings weit unter dem Rekord von Dienstag, an dem 187 Zentimeter erreicht wurden und fast die ganze Unesco-Welterbestadt überschwemmt war. Auch am Freitag überflutete Wasser erneut grosse Teile der Stadt.

Buchungen storniert – Gondeln beschädigt

Trotz der wackeren Touristen, die trotz nasser Füsse den Gang auf den Markusplatz wagen beklagt die Touristikbranche schwere Verluste. Besitzer von Ferienwohnungen meldeten, dass 35 Prozent der für die nächsten Monate gebuchten Aufenthalte storniert wurden. In Hotels betrugen die Stornierungen 15 Prozent, so der Touristikverband Confturismo.

Erste Schadensmeldungen treffen ein: Fünf Vaporetti, die Wasserbusse Venedigs, und sechs Landungsbrücken wurden schwer beschädigt. 25 Gondeln müssen repariert werden. Wegen der Flutwelle ging kostbares Holz verloren, das dem Gondelbau dient. Nach Angaben des italienischen Kulturministers Dario Fanceschini wurden mehr als 50 Kirchen beschädigt. Die Tageszeitung «Il Gazzetitino» berichtet von 120 überschwemmten Gotteshäusern.

Gleichzeitig hat das grosse Aufräumen begonnen: Shop-Inhaber säuberten ihre Geschäfte von Wasser und Schlamm.

Um Spenden wird gebeten

Bürgermeister Luigi Brugnaro richtete ein Spendenkonto für seine Stadt ein. Er rief auch zu Spenden aus dem Ausland auf. «Venedig ist der Stolz ganz Italiens, Venedig ist ein Kulturerbe für jeden, einzigartig in der Welt», erklärte er.

Hochwasser in Venedig

Auch die Kreuzfahrtgesellschaften, die in Venedig halten und deren Schiffe seit jeher als Gefahr für die Lagunenstadt betrachtet werden, wurden zu Spenden aufgerufen. Costa Crociere will für die Stadt 100'000 Euro locker machen, kündigte die Reederei aus Genua in einer Presseaussendung an.

«Stich ins Herz Italiens»

Die italienische Regierung hatte am Donnerstag wegen der Überschwemmungen den Notstand in Venedig verhängt. Das Hochwasser sei «ein Stich in das Herz unseres Landes», sagte Ministerpräsident Guiseppe Conte. Seine Regierung sagte 20 Millionen Euro «für die dringendsten Massnahmen» in der Lagunenstadt zu. Privatleute sollen mit jeweils bis zu 5000 Euro für die Flutschäden entschädigt werden, Geschäftsleute mit bis zu 20'000 Euro.

Salvini fordert eine Milliarde Euro Soforthilfe

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Legende: Keystone

Aufgrund der Überschwemmungen in Venedig hat die italienische Regierung Soforthilfe im Umfang von 20 Millionen Euro versprochen. Doch diese Hilfe wird bereits von Ex-Innenminister Matteo Salvini kritisiert.

Was mit Venedig geschehe sei eine Katastrophe, es brauche weit mehr Geld als die 20 Millionen, erklärte er gegenüber dem Privatfernsehsender Canale 5: «Das Parlament in Rom muss parteiübergreifend zusammensitzen und bis zu eine Milliarde Euro freigeben.»

In Venedig leben gerade einmal rund 50'000 Menschen. Mit ihren Kanälen und historischen Gebäuden lockt die Stadt jährlich aber 36 Millionen Touristen an. Etwa 90 Prozent von ihnen kommen aus dem Ausland.

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