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Weil dank Echtzeit-Pollendaten auch die Pollen-Prognosen besser werden, können Allergikerinnen und Allergiker in Zukunft noch besser wissen, wann sie ein Antiallergikum einpacken sollten.
Aus Audio SRF 1 vom 08.04.2021. Bild: Keystone
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Pollen-Messung Künstliche Intelligenz hilft Pollen-Geplagten

Allergikerinnen und Allergiker können aufatmen: Eine neue Technologie macht die Pollen-Messung in Echtzeit möglich.

An 14 Orten in der Schweiz sind heute sogenannte Pollen-Fallen aufgestellt. Sie saugen Pollen ein, die auf einem Klebestreifen im Innern der Geräte kleben bleiben. Die Klebestreifen werden wöchentlich an MeteoSchweiz geschickt, dem für die Pollen-Messung zuständigen Bundesamt.

Eine Frau schaut in ein Mikroskop
Legende: Wie vor 60 Jahren: Bei MeteoSchweiz werden die Pollen heute noch unter dem Mikroskop gezählt. Keystone

Dort werden die Pollen im Labor unter dem Mikroskop gezählt – ein umständlicher und langsamer Prozess. Von der Messung bis zum Veröffentlichen der Pollen-Daten können bis zu neun Tage vergehen.

«Wir möchten unsere Messmethode schon lange erneuern», sagt darum Benoît Crouzy von MeteoSchweiz. Denn ohne Echtzeit-Daten sind Pollen-Warnungen von Apps oder Webseiten nur Prognosen – die wie Wetter-Prognosen manchmal auch daneben liegen können.

Künstliche Intelligenz erkennt Pollen

Doch nun gebe es endlich eine Technologie, welche die automatische Pollen-Messung in Echtzeit möglich macht, freut sich Crouzy. «Poleno» heisst die neue Pollen-Falle, die vom Luzerner Start-up Swisens zusammen mit der Hochschule Luzern entwickelt wurde. Fünf «Poleno»-Geräte stehen seit diesem Frühling in Zürich, Buchs, Locarno, Payerne und Lausanne im Einsatz.

Auch die neuen Geräte saugen Pollen ein. Doch statt auf einem Klebestreifen zu landen, fliessen die Pollen an einem Laserstrahl vorbei. Die Reflexion des Lichts gibt Informationen über Grösse und Form der Partikel.

Algorithmen übernehmen danach mit künstlicher Intelligenz die Bestimmung: Mit maschinellem Lernen wurden sie darauf trainiert, verschiedene Pollen-Arten unterscheiden zu können.

«Poleno» kann mehr als nur Pollen erkennen

«Unter Laborbedingungen liegt die Zuverlässigkeit bei 98 Prozent», weiss Erny Niederberger, Mit-Gründer und CEO von Swisens. Auch MeteoSchweiz habe die neue Methode mit der alten verglichen und dabei festgestellt, dass die automatische algorithmische Bestimmung mindestens so gute Resultate liefere wie die Untersuchung im Labor.

«Gerade die für Allergikerinnen und Allergiker wichtigsten Pollen-Arten lassen sich aufgrund ihrer Grösse und Form zum Glück gut voneinander unterscheiden», sagt Niederberger. Doch die «Poleno»-Geräte können in Echtzeit auch andere Partikel erkennen, die in der Luft schweben – Pilzsporen zum Beispiel.

Das ist für die Landwirtschaft interessant: Dank solchen Daten lässt sich der Einsatz von Pestiziden besser planen. MeteoSchweiz ist darum seit letzter Woche dabei, auch die automatische Messung von Pilzsporen und anderen Luftschadstoffen möglich zu machen.

Hoffen auf Aufträge aus dem Ausland

Was Pollen angeht, werden Echtzeit-Daten der fünf «Poleno»-Pollenfallen heute schon auf der Webseite von MeteoSchweiz angezeigt. Bis im nächsten Jahr sollen es insgesamt 18 Geräte sein, welche die ganze Schweiz abdecken. Ihre Daten sollen in Echtzeit auch an anderen Orten zu sehen sein, zum Beispiel in Apps, die vor Pollen warnen. Bis im Jahr 2023 soll die neue Messmethode das alte Messnetz ganz ersetzen.

Auf einem Smartphone ist eine Pollen-App geöffnet
Legende: Ab nächstem Jahr sollen Pollen-Daten in Pollen-Apps nicht mehr bloss Prognosen sein, sondern die aktuellen Werte in Echtzeit zeigen. Keystone

Damit nimmt die Schweiz in Europa eine Pionierrolle ein. «MeteoSchweiz hat den Lead in einem Projekt, an dem 24 europäische Länder teilnehmen», erklärt Benoît Crouzy. «Anderswo gibt es derzeit kein vergleichbares nationales automatisches Pollen-Messnetz.»

Bei Swisens hofft man darum, dass bald auch andere Länder auf den «Poleno» setzen, der die algorithmische Pollen-Messung erst möglich macht. «Nur die Schweiz alleine langt uns nicht zum Überleben», so Erny Niederberger.

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SRF 1, 8.4.2021, 16:15 Uhr

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