In Kanada ist der grösste Diamant Nordamerikas entdeckt worden. Der gelbe Diamant von der Grösse eines Hühnereis und mit einem Gewicht von 552 Karat stammt aus der Diamantenmine Diavik, 220 Kilometer südlich des Polarkreises. Das Gebiet ist bis heute von indigenen Völkern bewohnt und hat keine Strassenanbindung nach Süden.
Der Diamant löst den bisherigen «Rekordhalter» ab, den in derselben Grube entdeckten «Diavik Foxfire» mit einem Gewicht von 187,7 Karat. In einer Mitteilung zeigen sich die Betreiber der Dominion Diamond Mines begeistert: «In diesem Teil der Welt kam der Fund eines derart grossen Diamanten komplett unerwartet.» Der Diamant werde nun poliert und bearbeitet, um seinen Endwert zu bestimmen.
Der Fund ist alles andere als zufällig, wie Gerd Braune, Journalist in Ottawa berichtet. Schon Anfang der 1990er-Jahre habe in der Region ein Wettlauf um Schürfrechte eingesetzt. Damals entdeckten zwei Geologen eine Gesteinsformation in der «Slave Geological Province», die Kimberlit enthält. Das Gestein kann Diamanten enthalten.
«Mittlerweile gibt es fünf Diamantenminen in Kanada. Das Land ist heute einer der grössten Produzenten der Welt», so Braune. Für den strukturschwachen Nordwesten Kanadas ist die Diamantenindustrie zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor geworden. Allein in Diavik arbeiten 1300 Menschen. In der Region sind teils zwei Drittel der Bewohner in den Minen beschäftigt – insbesondere Angehörige der indigenen Völker.
Auch wenn der Bergbau die Existenz vieler Ureinwohner sichert: Die gigantischen Minen sind auch ein beträchtlicher Eingriff in die Natur. Teils wird Kimberlit auch in Seen gefunden. Um die darin enthaltenen Diamanten zu schürfen, werden Dämme gebaut und das Wasser abgepumpt und Fische umgesiedelt.
Bei solchen Eingriffen in die Natur kann man natürlich kaum von einem sauberen Business sprechen.
Dem Diamantenabbau stellt der Journalist aber ein besseres Zeugnis aus als etwa dem Goldabbau, bei dem Unmengen an Chemikalien eingesetzt würden. Zudem handle es sich im Vergleich zu «Blutdiamanten», mit denen insbesondere im Kongo Konflikte finanziert werden, um ein sauberes Geschäft.
Schliesslich gehört Kanada zu den Förderern des Kimberley-Prozesses. Dieser soll verhindern, dass Diamanten aus Bürgerkriegsregionen auf den Markt kommen. Braune hält den Diamantenabbau in Kanada denn auch für «vertretbar». Gerade, weil er der indigenen Bevölkerung in der isolierten Region eine Lebensgrundlage bietet. «Aber bei solchen Eingriffen in die Natur kann man natürlich kaum von einem sauberen Business sprechen.»