Donghua Li (51) macht seit Dienstagabend das durch, wovor sich alle Eltern fürchten: Er weint um seinen verstorbenen Sohn Janis (7).
Er hatte sich so auf seinen ersten Schultag am Montag gefreut, doch der Platz des quirligen Janis bleibt leer. «Mein Sohn ist am Dienstagabend gestorben», sagt der Kunstturn-Olympiasieger mit leiser Stimme gegenüber «G&G». «Ich habe sieben Stunden am Bett meines toten Sohnes gewacht und nur geweint.» Danach sei er ins Auto gestiegen und habe seinen Schmerz hinausgeschrien, ganz laut. «Jetzt habe ich ein bisschen Kraft, um darüber zu sprechen.»
Dem Olympiasieger von 1996 ist es sehr wichtig, dass Janis’ Geschichte in seinen Worten erzählt wird. So, wie sie sich wirklich zugetragen hat. «Ich möchte nur etwas: Dass ich mich würdig von meinem Sohn verabschieden kann.»
Was genau ist passiert?
Letzten Freitag, drei Tage vor Janis´ Einschulung, stellt Donghua Li bei seinem Sohn einen geschwollenen Bauch fest. Obwohl Janis keinerlei Schmerzen verspürt, bringt er ihn zur Kontrolle zu einem Notfall-Kinderarzt. Dieser macht eine kurze Ultraschall-Untersuchung und schickt Janis danach ins Kinderspital Luzern.
«Auf dem Weg dorthin, hatte Janis grosse Lust auf ein 'Happy Meal' von McDonalds, erzählt Donghua Li. «Also habe ich ihm diesen Wunsch erfüllt.» Mit grosser Freude und grossem Appetit habe er Burger und Pommes verschlungen. Vom Dessert, einem Donut, habe er allerdings nur einen Bissen genommen, ihn aber eingepackt und ins Spital mitgenommen.
Im Spital wird nach vielen Untersuchungen eine Gewebe-Entnahme unter Vollnarkose durchgeführt. «Als Janis wieder aufgewacht ist, war er so hungrig, dass er unbedingt den Donut fertigessen wollte.» Dass ihr Sohn in Lebensgefahr schweben könnte, ahnen Donghua Li und die ganze Familie nicht: «Janis lachte, war fröhlich und überzeugt, dass er am Montag in die Schule gehen kann.»
Diagnose: Krebs
Die Ärzte wollen ihn zur Kontrolle behalten, also bringt seine Halbschwester Jasmin (22) am Montag den neuen Drachen-Schulthek ins Spital. «Janis ist fast ausgeflippt vor Freude», sagt Donghua Li. Danach sei alles sehr schnell gegangen. Die Ärzte informieren die Familie über den Ernst der Lage, informieren sie, dass Janis unter einem bösartigen Tumor rund um die Leber leide und weitere Untersuchungen nötig seien. Doch dazu kommt es nicht mehr. «Am Dienstagabend um 17.55 Uhr ist Janis für immer eingeschlafen», sagt Donghua Li mit zitternder Stimme.
Am Mittwochmorgen informiert die Schulleitung von Adligenswil Janis Gspänli über den Verlust. Am 6. September können sie in einer Zeremonie Abschied von ihm nehmen. Abschied nehmen, bevor sie ihn überhaupt kennenlernen konnten.
Donghua Li und die ganze Familie warten noch auf Janis’ genaue Todesursache.